Auch in schweren Zeiten blieb er seinem Glauben treu: Pastor i.R. Gerhard Witzel ist in der Nacht zu Dienstag in Essen im Alter von 86 Jahren verstorben.
Von Asgard Dierichs
Essen – Der Heilige Christopherus war sein Vorbild. Gerhard Witzel, seit 2011 Pastor im Ruhestand, hat durch sein engagiertes Wirken viele Spuren hinterlassen. Der am 21. Mai 1936 in Altena geborene Geistliche setzte sich an vielerorts bis ins hohe Alter für Kranke und Benachteiligte ein.
Vor allem in der Essener Gemeinde St. Thomas Morus wird Pastor Witzel den Menschen in Erinnerung bleiben. Mit seinem Vorgänger, Pfarrer Albert Schmidt, engagierte er sich dort ausdauernd für sozialschwache Kinder, Jugendliche und Senioren. Er baute eine Freizeit- und Bildungsstätte zwischen Dorsten und Marl mit auf: Im Stöckmannskamp, so deren Name, verlebten viele Heranwachsende von 1968 bis zur Schließung 1989 erlebnisreiche Tage. 2014, im Ruhestand in Burgaltendorf, half Witzel dem Ökumenischen Arbeitskreis Worringstraße, den 4. Essener Caritas-Sozialpreis zu gewinnen. Das Geld ging an die Flüchtlinge im Übergangswohnheim.
Wie Christopherus als Riese mit Stab, das Jesuskind auf den Schultern über einen Fluss tragend, war Witzel stets in der Gemeinde und bei Freunden zur Stelle, wurde Hilfe benötigt. Bis zu Corona las der Ruheständler in einigen Gemeinden der Pfarrei St. Josef Essen-Ruhrhalbinsel weiter die Messe. Auch mit über 80 Jahren fuhr er noch in seine Sauerländer Heimat, wenn dort Personalnot herrschte.
Weit über Essen hinaus verdiente sich der Seelsorger durch das Sammeln von gebrauchten Brillen, Briefmarken, Hörgeräten und Smartphones einen Namen als „Brillenpastor“: Zugunsten des Wittener Vereins Nangina rief er den Bartimäus-Sonntag ins Leben, der erstmals am 22. Oktober 2015 im Bistum erfolgreich gefeiert wurde. Im Keller seiner Wohnung in Essen-Burgaltendorf sortierte der an den Spätfolgen einer Kinderlähmung in der Jugend leidende Geistliche auch in den Folgejahren mit Helfern Tausende gespendete Brillen, die aufbereitet nach Afrika verschickt wurden.
Am 23. Juli 1961 war Witzel von Ruhrbischof Dr. Franz Hengsbach in der Münsterkirche zum Priester geweiht worden. Von 1961 bis 1965 war er als Vikar in St. Bonifatius, Bochum-Langendreer, danach fast 40 Jahre Priester im Essener Norden. Der Abriss der Kirche St. Thomas Morus in Essen-Vogelheim setzte Pastor Witzel schwer zu. Er starb friedlich in einem Essener Krankenhaus und hinterlässt viele trauernde Freunde.
Der Trauergottesdienst findet am Donnerstag, 27. Oktober um 9 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche, Alte Hauptstraße 64, 45289 Essen statt.