Steinmeier warnt vor „verlogenen“ Büchern

Die 74. Frankfurter Buchmesse ist am Dienstagabend mit Ansprachen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem spanischen König Felipe VI. eröffnet worden.
Frankfurt – Die 74. Frankfurter Buchmesse ist am Dienstagabend mit Ansprachen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem spanischen König Felipe VI. eröffnet worden. Zu der Eröffnungsfeier mit rund 1.500 Gästen im Congress Center der Messe Frankfurt kam auch die spanische Königin Letizia. Spanien präsentiert sich in diesem Jahr als Ehrengast unter dem Motto "Sprühende Kreativität".

Frank-Walter Steinmeier. –Foto: © Gints IvuskansDreamstime.com

Die 74. Frankfurter Buchmesse ist am Dienstagabend mit Ansprachen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem spanischen König Felipe VI. eröffnet worden. Zu der Eröffnungsfeier mit rund 1.500 Gästen im Congress Center der Messe Frankfurt kam auch die spanische Königin Letizia. Spanien präsentiert sich in diesem Jahr als Ehrengast unter dem Motto „Sprühende Kreativität“.

König Felipe VI. sagte, Frankfurt als kosmopolitische Stadt und europäisches Zentrum mit der Geschichte der Paulskirche und als Geburtsort Goethes sei der allerbeste Ort für das „Universum des Buches“. Spanien und Deutschland hätten in ihrer Kultur viele Gemeinsamkeiten und seien heute Freunde, vereint durch ein starkes Engagement für das europäische Projekt. 1991 war Spanien zuletzt Ehrengastland der Buchmesse. Seitdem habe sich sein Land tiefgreifend verändert und sei heute ein „starkes, offenes Spanien“, sagte König Felipe.

Steinmeier unterstrich in seiner Rede die Rolle guter Bücher, die ein unverzichtbares Mittel seien, die Welt und sich selbst verstehen zu können. Zugleich warnte der Bundespräsident mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine vor „verlogenen“ Büchern und Schriften. Steinmeier sagte bei der Eröffnungsfeier: „Es gibt schlimme und verlogene Bücher, es gibt zum Bösen, zur Feindschaft, zur Unmenschlichkeit verführende Schriften.“ Er fügte hinzu: „Kein Krieg, das erleben wir ja auch jetzt wieder, ohne Pamphlete, ohne selbstrechtfertigende Reden, ohne Kampfschriften, ohne hasserfüllte Bücher und Artikel.“

Der Bundespräsident sagte, die Zerstörung von Bibliotheken und Verlagen in der Ukraine müsse alle zur Hilfe motivieren. Materielle Hilfe für den Wiederaufbau von Buch- und Verlagswesen sei ein Dienst an der Wahrheit: „ein Akt im Kampf gegen die mörderische Lüge und für die Aufklärung“. Er hoffe, dass die Buchmesse „ein Lichtblick in verdunkelter Gegenwart“ sein könne.

Die Verheißung jedes guten Buches sei, dass die Welt lesbar sei, also verständlich, erklärbar und der Vernunft zugänglich. „Es sind die Bücher, die uns die Welt und ihren jeweiligen Zustand kritisch sehen lassen, die uns dialog- und diskutierfähig machen, die uns den immer großen Unterschied deutlich machen zwischen der Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte oder sein sollte“, sagte Steinmeier.

Die Frankfurter Buchmesse sei „ein bedeutendes kulturelles, aber auch soziales und politisches Ereignis, ohne das unser Land, unsere Kulturnation Deutschland im Grunde gar nicht zu denken wäre“. Zudem habe sich die Messe einen internationalen Ruf erworben.

Bei der bis Sonntag dauernden Buchmesse sind rund 4.000 Aussteller aus 95 Ländern auf dem Messegelände in Präsenz versammelt – unter dem Motto „Worte verbinden Welten.“ Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach von einem der größten Kulturereignisse der Welt. Bei dieser ersten Frankfurter Buchmesse „nach der Pandemie“ herrsche Buchbegeisterung.

Buchmesse-Direktor Juergen Boos betonte die eigentümliche Besonderheit des Mediums Buch. Bei jedem Lesen verändere sich ein Buch im Leser selbst. Er verwies auf den pakistanischen Schriftsteller Mohsin Hamid, der am Vormittag gesagt hatte: „Ein Schriftsteller schreibt immer nur einen halben Roman.“ Die andere Hälfte erschaffe der Leser mit seiner Vorstellungskraft.

Der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagte bei der Eröffnungsfeier, Bücher seien das beste Mittel für eine friedliche Welt. „Nicht umsonst haben Diktatoren immer als erstes Bücher verbrannt und verboten.“

Von Norbert Demuth (KNA)