Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg wird umbenannt

Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg wird umbenannt. Das beschloss der Stadtrat am Donnerstagabend nach langer Debatte mit 27 zu 14 Stimmen. 
Würzburg– Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg wird umbenannt. Das beschloss der Stadtrat am Donnerstagabend nach langer Debatte mit 27 zu 14 Stimmen. Die dritte Bürgermeisterin Judith Jörg (CSU) stellte den Antrag, den Platz gegenüber dem Mainfranken-Theater nach der kürzlich in Würzburg verstorbenen CSU-Politikerin und einstigen Landtagspräsidentin Barbara Stamm zu benennen. Abgestimmt werden kann darüber erst in einer späteren Sitzung.

Michael von Faulhaber im Jahr 1938. –Foto Erzbischöfliches Archiv München

Der Kardinal-Faulhaber-Platz in Würzburg wird umbenannt. Das beschloss der Stadtrat am Donnerstagabend nach langer Debatte mit 27 zu 14 Stimmen. Die dritte Bürgermeisterin Judith Jörg (CSU) stellte den Antrag, den Platz gegenüber dem Mainfranken-Theater nach der kürzlich in Würzburg verstorbenen CSU-Politikerin und einstigen Landtagspräsidentin Barbara Stamm zu benennen. Abgestimmt werden kann darüber erst in einer späteren Sitzung.

Für die Umbenennung des Faulhaber-Platzes gab die umstrittene Haltung des Kirchenmanns während der NS-Zeit den Ausschlag. Der Rat setzte sich mit seiner Entscheidung über das Ergebnis eines von der Stadt selbst ausgerichteten Expertengesprächs im vergangenen Sommer hinweg. Dort hatten sich alle geladenen Historikerinnen und Historiker gegen eine Umbenennung ausgesprochen und stattdessen eine historische Einordnung in Form einer zusätzlichen öffentlichen Information vorgeschlagen.

Kirche als Inbegriff des Widerstandes „eine Lebenslüge“

Bei den Referenten handelte es sich um die Kirchenhistorikerin Antonia Leugers, die Historiker Andreas Wirsching und Wolfgang Weiß sowie Hans-Joachim Hecker, den langjährigen stellvertretenden Leiter des Stadtarchivs München. Sie begründeten ihre Position damit, dass für eine Umbenennung des Platzes eine aktive Verstrickung Faulhabers in das NS-System vorliegen müsse. Dies sei nicht der Fall. Dennoch übten sie Kritik am Verhalten und Agieren des Kardinals.

So betonte Andreas Wirsching seinerzeit, Faulhaber, der zwar weder Rassist noch Antisemit gewesen sei, habe aus Angst vor einem neuen Kulturkampf gegen die katholische Kirche nicht gegen den Holocaust protestiert. Seine spätere Sicht auf die Kirche als Inbegriff des Widerstandes sei „eine Lebenslüge“. Antonia Leugers erklärte, dass Faulhaber sich aufgrund seines hohen Bekanntheitsgrades, ähnlich wie der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen, klarer hätte positionieren können. Sie sprach sich dafür aus, das Straßenschild mit einer Erklärtafel zu ergänzen, um das Zwiespältige der Persönlichkeit Faulhabers zu verdeutlichen.

Bischof übt Kritik

Bischof Jung kritisierte in seiner Stellungnahme, dass der Stadtrat das einstimmige Votum ausgewiesener Experten „letztlich für irrelevant erklärt“ habe. „Dieser politische Umgang mit historischer Wissenschaft ist ausgerechnet in einer Universitätsstadt sehr fragwürdig.“

Kritische Urteile über Personen und ihr Handeln seien „berechtigt und notwendig“, so der Bischof. „Ebenso sollte der kritische Blick auf die eigene Geschichte vor allzu großer Selbstsicherheit beim Handeln in der Gegenwart bewahren“, fügte er hinzu. „Das Bistum Würzburg wird Kardinal Michael Faulhaber als einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der katholischen Kirche in Deutschland im 20. Jahrhundert auch weiterhin ein ehrendes Gedenken bewahren.“

Faulhaber erhielt in Würzburg seine theologische Ausbildung.

Der langjährige Münchner Kardinal Michael von Faulhaber (1869-1952) stammte aus Unterfranken und erhielt in Würzburg seine theologische Ausbildung. Er gilt als eine der markantesten Persönlichkeiten unter den deutschen Bischöfen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Haltung zu Adolf Hitler und der NS-Bewegung wird von vielen Forschern als „zwiespältig“ beschrieben. Der Platz in Würzburg erhielt auf Beschluss des Stadtrats ein Vierteljahr nach Faulhabers Tod seinen Namen.