Osnabrück – Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode plädiert für eine begrenzte Entkriminalisierung des Cannabis-Konsums unter der Bedingung, dass dieser genau reguliert wird.
Osnabrück – Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode plädiert für eine begrenzte Entkriminalisierung des Cannabis-Konsums unter der Bedingung, dass dieser genau reguliert wird. Kriminalisierung allein sei keine Lösung, sagte er zum Abschluss des Ärzte- und Juristentags seiner Diözese am Mittwochabend in Osnabrück. Bei dem pandemiebedingt mehrfach verschobenen Treffen zu „Umgang mit Cannabis zwischen Prohibition und Liberalisierung“ äußerten sich Experten auch zu den jüngsten Vorschlägen des Bundesgesundheitsministeriums.
Grundsätzlich teile er das Anliegen der Bundesregierung, so Bode, aber nur dann, wenn Dinge wie Jugendschutz, Werbeverbot, Hilfen für gefährdete Personen klar geregelt und besser gefördert werden. Das verlange eine deutlich bessere Ausstattung für Präventions- und Beratungsangebote. Dazu könne und wolle die Kirche beitragen.
Bode griff eine Formulierung des Kölner Psychologen Ulrich Frischknecht auf. Dieser sprach sich angesichts der von ihm referierten Studienergebnisse zu Cannabis als der am häufigsten konsumierten illegalen Substanz für eine „Legalisierung mit viel Regulierung“ aus.
Nach Ansicht von Elke Sylvester, Chefärztin einer Caritas-Fachklinik für Suchtkranke bei Osnabrück, hat sich die bisherige völlige Verbotspolitik nicht bewährt. Dann „besorgen sich’s die Leute selber auf dem Schwarzmarkt“, so Sylvester, wo Cannabisprodukte oft verunreinigt oder synthetisch hochgezüchtet seien. Besser sei es, privaten Besitz und Konsum zu legalisieren und besser aufzuklären. „Bei Alkohol ist uns das nicht gut gelungen. Wir sollten es bei Cannabis besser machen“, mahnte die Medizinerin.
Für eine sofortige Legalisierung warb Andreas Müller, Jugendrichter aus Bernau bei Berlin. „Die Kriminalisierung von Millionen Menschen ist die schlimmste Nebenwirkung von Cannabis“, sagte der Jurist, der seit vielen Jahren eine rechtliche Gleichbehandlung von Cannabis und Alkohol fordert. Jugendliche, die wegen Problemen zu Cannabis greifen, bräuchten andere Hilfen, aber keinen Konflikt mit dem Gesetz.
Der Bonner Moraltheologe Jochen Sautermeister warb für eine Weitung der Debatte über einen rein rechtlichen Rahmen hinaus. Eine Kernfrage laute, wie es möglich sei, im freiheitlichen Rechtsstaat möglichst wenige Menschen durch Cannabis-Konsum zu schädigen. Betroffene müssten dabei unterstützt werden, sich einer echten Auseinandersetzung mit Problemen nicht durch Rauschmittel zu entziehen.
Gleichzeitig verwies Sautermeister auf inkonsequent gegenläufige Tendenzen in gesundheitspolitischen Diskussionen. Einerseits gebe es bei Lebensmitteln eine Gesundheitsampel von A-E und diskutiere man über die Besteuerung von Zucker. Auf der anderen Seite werde für einen neuen Umgang mit Rauschmitteln und virtuellen Welten geworben. „Da driftet etwas auseinander“, so der Ethiker.