In Lindau wird es vorerst keine großen Religionskonferenzen mehr geben. Das teilte die örtliche „Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft“ auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit.
Lindau – In Lindau wird es vorerst keine großen Religionskonferenzen mehr geben. Das teilte die örtliche „Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft“ auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Man habe das Büro in Lindau geschlossen und lasse die Arbeit ruhen. Grund dafür sei mangelnde Unterstützung aus dem Auswärtigen Amt. Dieses hatte die Stiftung bisher finanziell gefördert. Die Stiftung wiederum hatte in Lindau seit 2019 mehrere große Konferenzen mit der nach eigenen Angaben weltgrößten interreligiösen Nichtregierungsorganisation „Religions for Peace“ (RfP) umgesetzt.
Stiftung: Perspektivwechsel im Auswärtigen Amt
Die Stiftung erklärte: „Im laufenden Jahr scheint ein Perspektivwechsel im Auswärtigen Amt vollzogen zu werden.“ Es gebe nun „eine erkennbare Zurückhaltung im Amt, das Thema Friedensverantwortung der Religionen mit ähnlicher Intensität weiterzuverfolgen“. Das Ministerium „will keine eigenen Entscheidungen in Sachen Lindau im Gegensatz zu den schriftlich zum Ausdruck gebrachten Absichten treffen. Als Grund ist ein interner Prüfbericht zu unterstellen, welche die Stiftungsarbeit sowohl in der Partnerschaft mit dem Auswärtigen Amt oder öffentlichen Einrichtungen wie auch in eigenständigen Stiftungsprojekten blockiert.“
Weitere Angaben zu diesem Prüfbericht machte die Stiftung auf Nachfrage nicht – aus „Rücksicht auf das laufende Verfahren“. Aus dem Auswärtigen Amt gab es sehr wohl eine Äußerung zu diesem Bericht. Zunächst hieß es gegenüber der KNA: Man habe die Stiftung 2019, 2020 und 2021 aus eigenen Mitteln auf Projektbasis gefördert. „Im Jahr 2020 waren dies 1,62 Millionen Euro und im Jahr 2021 rund 1,3 Millionen Euro. Eine Zusage für eine langfristige institutionelle Förderung war damit nicht verbunden.“ Um eine Institutionalisierung der Förderung zu vermeiden, seien solche Projektförderungen in der Regel auf eine Spanne von wenigen Jahren begrenzt. Weiter hieß es: „Zudem setzen die aktuelle Haushaltslage sowie eine nicht abgeschlossene Prüfung des Bundesrechnungshofs und des Obersten Bayerischen Rechnungshofs zu einem Projekt der Stiftung im Jahr 2019, bei denen es um eine ausstehende Rückzahlung der Stiftung an den Bund und Freistaat Bayern im sechsstelligen Bereich geht, einer weiteren Förderung der Stiftung durch das Auswärtige Amt enge Grenzen.“
Friedensdialog 2019 erstmals in Deutschland
RfP war in Kooperation mit der Stiftung Friedensdialog im August 2019 erstmals mit seiner Weltversammlung nach Deutschland gekommen. Die Konferenz eröffnete damals Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Unter den rund 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren der damalige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, und der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. In den Folgejahren organisierte die Stiftung weitere interreligiöse Tagungen in Lindau. Zuletzt plante sie für diesen Herbst die „Lindau Peace Dialogues“; sie wurden abgesagt. Zuerst hatte die „Lindauer Zeitung“ über das Stiftungs-Aus berichtet. Der ehemalige Grünen-Politiker Ulrich Schneider ist bereits seit Ende September kein Geschäftsführer mehr.