Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat am Mittwoch persönlich einen Trauergottesdienst für einen umstrittenen Militärgeistlichen in der Moskauer Hauptkathedrale gefeiert.
Moskau – Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat am Mittwoch persönlich einen Trauergottesdienst für einen umstrittenen Militärgeistlichen in der Moskauer Hauptkathedrale gefeiert. Der mit einer russischen Fahne bedeckte Sarg mit dem Leichnam von Michail Wassiljew wurde dazu in der Christ-Erlöser-Kathedrale aufgebahrt. Wassiljew starb laut Kirchenangaben am Sonntag mit 51 Jahren in der „Zone der militärischen Spezialoperation in der Ukraine bei der Ausführung seiner Seelsorge-Aufgaben“, also in Russlands Krieg gegen das Nachbarland.
Kreml-Chef Wladimir Putin verlieh dem Geistlichen wegen Tapferkeit bei der „Erfüllung der Bürgerpflicht“ posthum den Titel „Held Russlands“, wie die Präsidentenkanzlei (Dienstagabend) mitteilte. Wassiljew hatte Ende Oktober in einem TV-Interview Frauen geraten, viele Kinder zu gebären, damit es nicht so schmerzhaft für sie sei, wenn ein Sohn zum Kriegsdienst eingezogen werde. Das sorgte für Empörung. Ein Kirchensprecher stellte klar, dass das Leben jedes Kindes gleich wertvoll sei, unabhängig von der Zahl der Kinder in der Familie.
Der Militärgeistliche arbeitete als Seelsorger für das Hauptquartier der strategischen Raketenstreitkräfte bei Moskau, das auch über Atomwaffen verfügt. Russische Soldaten begleitete er in Tschetschenien, im Kosovo, Bosnien, Abchasien, Kirgistan und Syrien.
Kyrill I. zeichnete Wassiljew bei dem Gottesdienst mit dem Kirchenorden „für Ruhm und Ehre“ aus. Er begründete das mit dessen „hingebungsvollen Dienst für Kirche und Vaterland“. Der Priester habe der Kirche und den Streitkräften sein Leben gewidmet und sei beiden „bis in den Tod treu“ geblieben, so der Moskauer Patriarch. Er steht fest an der Seite Putins und rechtfertigt den Krieg gegen die Ukraine.