Bischof bedauert Äußerungen zu Anschlag auf Bar in Bratislava

In der Slowakei steht der Tyrnauer Erzbischof Jan Orosch nach Aussagen in Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf eine Gay-Bar in Bratislava unter Druck.
Bischof bedauert Äußerungen zu Anschlag auf Bar in Bratislava

Bratislava – Symbolfoto: Walkerssk/Pixabay

In der Slowakei steht der Tyrnauer Erzbischof Jan Orosch nach Aussagen in Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf eine Gay-Bar in Bratislava unter Druck. In einem internen Rundschreiben an die Priester des Erzbistums Trnava hatte Orosch die Opferrolle der bei dem Anschlag Erschossenen in Frage gestellt. Dafür hatten ihn Staatspräsidentin Zuzana Caputova und Ministerpräsident Eduard Heger scharf kritisiert. In einer öffentlichen Erklärung bedauerte Orosch nun, dass er „unabsichtlich in den betroffenen Familien und einem Teil der Gesellschaft Leid ausgelöst“ habe.

Bei dem Anschlag Mitte Oktober hatte ein 19-Jähriger vor der Bar einen Mann und eine Transgender-Person erschossen und eine Frau schwer verletzt. Danach versandte der in der US-Neonazi-Szene verankerte Täter Hassbotschaften gegen Juden und sexuelle Minderheiten im Internet, bevor er Suizid beging. Polizeiermittlern zufolge soll Ministerpräsident Heger das ursprüngliche Ziel des Attentäters gewesen sein. Die Tat wurde als Terrorakt eingestuft.

Erzbischof Orosch deutete in seinem Rundbrief kurz nach der Tat an, die Opfer seien nicht unschuldig gewesen. „Sind die Menschen – angefangen mit dem Besitzer des Klubs über die Besucher, von deren Alter wir nichts erfahren haben, auch nichts von ihrer möglichen Drogenabhängigkeit und über ihr – von den Gläubigen zurecht konstatiertes – unmoralisches Handeln bis hin zu den bedauernswerten Opfern – tatsächlich alle Opfer?“, fragte er. Mutmaßungen stellte der Erzbischof auch darüber an, wie oft in der Bar eine Drogenrazzia stattgefunden habe und wie oft eine Kontrolle von Minderjährigen erfolgt sei. Er, so Orosch, könne sich vorstellen, „dass dort kein einziges Mal eine Kontrolle stattgefunden hat, und zwar aus Angst, deswegen einer homophoben Handlung bezichtigt zu werden“.

Die Polizei verwahrte sich gegen den Rundbrief, der den Terrorangriff grob manipuliere und zwei unschuldige Opfer stigmatisiere. Orosch kleide seine Bedenken in Fragesätze, was „eine gängige kreative Technik von Manipulatoren“ sei, „die ihre tatsächlichen Bedenken hinter Fragesätzen verbergen“. Statt „zu verbinden und zu beruhigen“, teile eine „Autorität, wie sie der Erzbischof für die Gläubigen darstellen sollte, die Gesellschaft aufgrund manipulierter Fragen, die auf einer Täuschung beruhen“, so die Erklärung der Polizei.

Orosch reagierte nun mit einer öffentlichen Stellungnahme; darin bekundet er den Eltern der Opfer seine Verbundenheit und seinen Schmerz über das von ihm ausgelöste Leid. Er habe in seinem internen Rundbrief „Fragen der inneren Schuldlosigkeit“ angesprochen, es sei darum gegangen, „dass wir alle Sünder sind“, versuchte der Erzbischof zu erklären.

Der slowakische Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Bernard Bober von Kosice, dankte Orosch für sein „Bedauern über die Situation, die in der Gesellschaft Unruhe hervorgerufen hat“. Er entschuldige sich „für das entstandene Missverständnis“. Es sei „jetzt nicht die Zeit, Polemiken aufzustacheln oder sich mit unbegründeten Verdächtigungen zu beschäftigen“.

Der Besitzer der Gay-Bar, Roman Samotny, kündigte unterdessen rechtliche Schritte gegen Erzbischof Orosch an. Es handele sich um „eine ernste Bezichtigung, für die er sich nicht entschuldigt und die er nicht zurückgenommen“ habe.

kna