Abtwahl in Dormitio-Abtei voraussichtlich im Januar

Die deutschsprachigen Benediktiner im Heiligen Land werden voraussichtlich im Januar einen neuen Oberen wählen.
Abtwahl in Dormitio-Abtei voraussichtlich im Januar

Der Tempelberg in Jerusalem. Foto: pixabay

Die deutschsprachigen Benediktiner im Heiligen Land werden voraussichtlich im Januar einen neuen Oberen wählen. Abt Bernhard Maria Alter OSB (76), seit Februar 2018 Vorsteher der Gemeinschaft, hat der zuständigen Benediktinerkongregation “von der Verkündigung der seligen Jungfrau Maria” seinen altersbedingten Rücktritt angeboten, wie der Prior der Abtei, Pater Matthias Karl OSB, gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem bestätigte. Zu der Benediktinergemeinschaft gehören nach Angaben des Priors derzeit zwölf Mönche.

Hintergrund ist eine neue Regelung der Verkündigungs-Kongregation, zu der die Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg und das Priorat Tabgha am See Genezareth gehören. Deren alle vier Jahre tagendes Generalkapitel hatte bei seinem letzten Treffen im September beschlossen, eine Altersgrenze von 75 Jahren einzuführen, mit der Ordensobere ihren Amtsverzicht anbieten sollen. Eine solche Altersgrenze gilt bereits in Teilen der insgesamt 21 Kongregationen des Benediktinerordens. Das Kirchenrecht legt in vergleichbarer Weise Diözesanbischöfen nahe, mit Vollendung des 75. Lebensjahres dem Papst ihren Amtsverzicht “anzubieten, der nach Abwägung aller Umstände entscheiden wird”.

Entsprechend der neuen Regelung habe Abt Bernhard Maria Alter dem Abtpräses Maksymilian Nawara OSB und dessen Rat seinen Rücktritt angeboten. Die Gemeinschaft gehe davon aus, dass der Rücktritt angenommen werde, so Karl. Das Wahlkapitel, das die Präsenz von Nawara erfordert, wird demnach voraussichtlich im Anschluss an die nächste Visitation der beiden Klöster stattfinden, die für Ende Januar geplant ist.

Zum Oberen gewählt werden kann jeder Mönch einer Benediktinergemeinschaft der Verkündigungs-Kongregation, der seit mindestens sechs Jahren seine ewige Profess, das endgültige Ordensgelübde, abgelegt hat. Eine früher geltende Einschränkung auf Priester wurde durch eine im vergangenen Mai von Papst Franziskus erlassene Ausnahmeregelung aufgehoben. Nach ihr können die Leiter eines Ordenshauses, einer Provinz oder einer ganzen Gemeinschaft in Ausnahmen auch Laienbrüder zu Oberen ernennen, sofern das jeweilige Leitungsteam dies beschlossen hat. Die Entscheidung benötigt die Zustimmung der vatikanischen Ordensbehörde in Rom.

Bernhard Maria Alter wurde 1946 in Polen geboren, studierte Theologie in Krakau sowie Kunst in Russland und wirkte vor seinem Eintritt in die Dormitio mehr als 20 Jahre lang als Pfarrer in Bayern. 1970 legte er in Jerusalem seine Profess ab und wurde 1973 zum Priester geweiht. 2003 zog er als einer von drei Mönchen der Dormitio in das wiedererrichtete Benediktinerkonvent in Hildesheim, das als Studien- und Rückzugsort für die Jerusalemer Mönche dient. Vor seiner Abtwahl lebte der Ikonenmaler als Eremit in der judäischen Wüste und war ab 2016 Novizenmeister seiner Abtei.

Die Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Dormitio, die an den Tod Marias erinnert und dem Deutschen Verein vom Heiligen Land gehört, wurde bei ihrer Einweihung 1906 dem Benediktinerorden anvertraut. Von 1948 bis 1951 waren die Mönche ausquartiert, weil das Kloster nahe an der Grenze zwischen Israel und der – damals jordanischen – Altstadt lag.

kna