Politikwissenschaftler Münkler: „Die fetten Jahre sind vorbei“

Angesichts des russischen Krieges in der Ukraine sieht der Politikwissenschaftler Herfried Münkler wenig rosige Zeiten auf die Menschen zukommen.
München – Angesichts des russischen Krieges in der Ukraine sieht der Politikwissenschaftler Herfried Münkler wenig rosige Zeiten auf die Menschen zukommen. "Die fetten Jahre sind vorbei", sagte Münkler im Interview der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch). "Wir haben auf lange Zeit den Höhepunkt unseres Wohlstandes überschritten. Zum einen aufgrund von Inflation und der Knappheit mancher Rohstoffe. Zum anderen, weil wir über sehr lange Zeit sehr viel mehr Geld in Rüstung werden stecken müssen."

Herfried Münkler (Foto: Stephan Roehl, http://www.stephan-roehl.de

Angesichts des russischen Krieges in der Ukraine sieht der Politikwissenschaftler Herfried Münkler wenig rosige Zeiten auf die Menschen zukommen. „Die fetten Jahre sind vorbei“, sagte Münkler im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch). „Wir haben auf lange Zeit den Höhepunkt unseres Wohlstandes überschritten. Zum einen aufgrund von Inflation und der Knappheit mancher Rohstoffe. Zum anderen, weil wir über sehr lange Zeit sehr viel mehr Geld in Rüstung werden stecken müssen.“

Das Konzept „Frieden schaffen mit weniger Waffen“ sei nicht naiv gewesen: Man habe versucht, „Vernünftigkeit in strategische Optionen zu gießen“, sagte Münkler. Militärausgaben seien unproduktive Kosten, auf die man habe verzichten wollen, um dadurch verfügbare Mittel in Infrastruktur und Sozialpolitik investieren zu können. „Oder um sich Möglichkeiten zu verschaffen, die großen Menschheitsaufgaben anzugehen – den Stopp des Klimawandels und des Artensterbens, Kampf gegen den Hunger im globalen Süden, Verlangsamung von Migrationsströmen.“

Bei „dieser Art der Friedensordnung“ genüge ein einzelner Akteur, um alles kaputt zu machen, sofern er genug Macht habe, betonte der Wissenschaftler. Es sei zu wenig bedacht worden, dass Russlands Präsident Wladimir Putin so ein Akteur sein könne – „ein ressentimentgetriebener Mensch, dessen Zukunftsvision auf die Vergangenheit, auf ein verlorenes Imperium bezogen ist“.

Mit Blick auf sein neues Buch „Die Zukunft der Demokratie“ sprach Münkler ebenfalls von einer wenig rosigen Zukunft. „Wer nur auf die Feinde der Demokratie wie Putin achtet und nicht auf die eigenen, missmutigen Bürger, die sich nicht engagieren – der übersieht die eigentliche Verwundbarkeit der Demokratie.“