In der Frage, ob die die von Kardinal Woelki forcierte „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ (KHKT) künftig aus Kirchensteuermitteln finanziert werden soll, sieht Kirchenrechtler Thomas Schüller Spielräume für den Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat des Erzbistums.
In der Frage, ob die die von Kardinal Rainer Maria Woelki forcierte „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ (KHKT) entgegen erster Zusagen künftig doch aus Kirchensteuermitteln finanziert werden soll, sieht der Kirchenrechtler und Theologe Thomas Schüller durchaus Spielräume für den Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat des Erzbistums. Das Gremium war laut eines Berichts der Frankfurter Allgemeine Zeitung von Montag bei seiner jüngsten Sitzung darüber informiert worden, dass Woelki den Ausbau der Hochschule nunmehr als „pastoralen Schwerpunkt“ betrachte.
Schüller: Gremium mit Rückgrat kann Zustimmung verweigern
Gemäß Artikel 6 seiner Ordnung hat der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat die Aufgabe, über den Wirtschaftsplan der Erzdiözese und des Erzbischöflichen Stuhls zu beschließen – und zwar „auf der Grundlage der vom Erzbischof vorgegebenen Eckpunkte oder Richtlinien“. Die Deklaration als „pastoraler Schwerpunkt“ würde mithin einer Finanzierung aus Kirchensteuermitteln den Weg bereiten. „Das diözesane Recht im Erzbistum Köln gibt dem Kardinal diese Möglichkeit. Dennoch kann der Wirtschaftsrat aus wirtschaftlichen Erwägungen seine Zustimmung verweigern“, sagte Thomas Schüller dem Neuen Ruhrwort auf Nachfrage.
„Bedenken könnten zum Beispiel sein, dass es mit einem jährlichen Betrag aus Kirchensteuermitteln ja nicht bei der KHTK getan ist, sondern auch die langfristigen Pensionsverpflichtungen eingepreist und aufgebaut werden müssen, die erheblich die Kosten steigern“, erklärte Schüller. Schüller verweist darauf, dass die entsprechende Ordnung für den Wirtschaftsrat vorsieht, dass für den Fall, dass der Wirtschaftsrat nicht zustimmt, der Erzbischof diesen Rat auflösen kann und dann selbst den Wirtschaftsplan in Kraft setzen kann. „Nun ist also zu schauen, ob die unabhängigen Damen und Herren in diesem Rat Rückgrat zeigen, auch auf die Gefahr hin, aufgelöst und abgelöst zu werden. Dann wäre zu schauen, was dann im Erzbistum geschieht“, sagte Schüller.
Sprecher bestätigt Vorlage eines Wirtschaftsplans
Zum 1. Februar 2020 hatte das Erzbistum die Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin übernommen und baut diese als KHKT in Köln neu auf. Kritiker werfen Woelki vor, ein konservatives Gegengewicht zur Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn errichten zu wollen. Ursprünglich waren für den Betrieb der ersten sechs Jahre jeweils 1,2 Millionen Euro angesetzt. Die Kosten von inzwischen jährlich rund drei Millionen Euro werden aus einem dem Erzbischof zur Verfügung stehenden Fonds bestritten, der aber zur Neige geht. Langfristig sollte die für die Hochschule gegründete Trägerstiftung eine „Finanzierung von außen“ über Spender sichern und die KHKT ohne Kirchensteuermittel auskommen, hieß es zunächst.
Laut FAZ haben die drei neuen Geschäftsführer der Trägerstiftung dem Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat in Anwesenheit des Kardinals eine mittelfristige Finanzplanung vorgelegt. Der Bedarf an Kirchensteuermitteln sei auf zwei bis drei Millionen Euro im Jahr taxiert worden. Ein Sprecher der KHKT bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zwar die Vorlage einer mittelfristigen Wirtschaftsplanung. Die Frage nach dem Bedarf an Kirchensteuermitteln ließ er mit dem Hinweis unbeantwortet, dass den laufenden Beratungen des Kirchensteuer- und Wirtschaftsrates nicht vorgegriffen werden solle.
Entscheidung Anfang Dezember
Der Mittelbedarf der KHKT insgesamt liege derzeit bei rund 2,9 Millionen Euro jährlich und werde „szenarienabhängig bis 2029 auf 4,0 bis 4,8 Millionen Euro ansteigen“. Finanzmittel kämen auch aus Studiengebühren für bestimmte Angebote „sowie aus Spenden von einer Gemeinschaft von Menschen, die an der Arbeit der KHKT interessiert sind“. Hierzu gehörten Klein-, Mittel- und Großspender.
Über den Wirtschaftsplan für das kommende Jahr entscheidet der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat Anfang Dezember. Wegen der KHKT gibt es auch einen Konflikt zwischen dem Erzbistum und der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Diese pocht darauf, dass die KHKT keine Priester des Erzbistums ausbildet. Zur Begründung verweist sie auf einen Vertrag zwischen Land und Vatikan, wonach die Bonner Katholisch-Theologische Fakultät alleiniger Standort für die Kölner Priesterausbildung sei.