Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sieht das jüngst verabschiedete, neue kirchliche Arbeitsrecht nüchtern. Für die Kirche als Arbeitgeberin im sozialen, caritativen, pädagogischen und administrativen Bereich mit rund 800.000 Arbeitsplätzen lasse sich der Rahmen „wohl nicht mehr anders gestalten“.
Würzburg – Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sieht das jüngst verabschiedete, neue kirchliche Arbeitsrecht nüchtern. Für die Kirche als Arbeitgeberin im sozialen, caritativen, pädagogischen und administrativen Bereich mit rund 800.000 Arbeitsplätzen lasse sich der Rahmen „wohl nicht mehr anders gestalten“, sagte Hanke dem Internetportal der in Würzburg erscheinenden Wochenzeitung Die Tagespost. Für ihn steht aber auch fest, dass in den Einrichtungen viele engagierte und kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gute Arbeit leisteten und deren Atmosphäre prägten, selbst wenn sie nicht aus der Kirche oder aus der Mitte der Kirche kämen.
Nach den Worten des Bischofs sind Veränderungen des kirchlichen Arbeitsrechts in relativ kurzen Abständen notwendig geworden. „Als Kirche werden wir kleiner, von den Mitgliedern her, von der äußeren Gestalt her.“ Irgendwann stelle sich dann aber auch die Frage, ob das breite Spektrum kirchlicher Einrichtungen bleiben könne und solle. Die Kirche sei schließlich keine bloße Unternehmerin mit ethischem Profil, gab Hanke zu bedenken.
Als Bruch empfinde er im neuen Arbeitsrecht die „rechtlich zugesprochene Privatisierung des Lebenszeugnisses“ für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Verkündigungsbereich, erklärte der Bischof. Er sehe zwar das Anliegen, bisherige Inkonsequenzen und Heimlichtuerei zu unterlassen: „Aber ist es nicht so, dass mich eine kirchliche Beauftragung oder Sendung entprivatisiert und mich ganz in Dienst nimmt?“ Das nunmehr für den Verkündigungsbereich geltende Arbeitsrecht sehe dies anders. Ein bischöflicher Mitbruder habe übrigens die Frage gestellt, ob mit diesem Schritt nicht die innerkirchliche Selbstsäkularisierung vorangetrieben werde.
Kritische Kirchenthemen auch anderswo Diskussionsstoff
Nach den Worten des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke wird nicht nur in der katholischen Kirche in Deutschland über Themen wie Frauenpriestertum und Sexualmoral diskutiert. Diese Themen seien auch in anderen Ländern präsent. „Und wir müssen Menschen, die diese Fragen haben, ernst nehmen“, sagte Hanke. Allerdings ist seiner Einschätzung nach der Ton der Forderungen in Deutschland oft „hart, ultimativ und mitunter aggressiv“. Er frage sich, weshalb dem Glauben, wie ihn weltweit viele Katholiken, auch mit Freude praktizierten, in vielen seiner Inhalte bei den Versammlungen des Synodalen Weges die Plausibilität abgesprochen werde, so Hanke.
Bei den Versammlung des katholischen Reformprojekts beanspruche man, mit den geforderten und formulierten Änderungen den Glauben weiterzuentwickeln. Positioniere man sich aber gegenüber den Neuerungen kritisch bis ablehnend, blase einem massiv der Sturm ins Gesicht, sagte der Bischof: „Da hört die Geschwisterlichkeit – zumindest verbal – oft auf.“ Für ihn stelle sich deshab die Frage, ob die Vehemenz der Ablehnung bisheriger Lehrinhalte nicht implizit auf einen Bruch verweise. Der Bischof empfahl, geistlich nach Innen zu gehen, einen vertieften Dialog zu führen, der sich aus Gebet, heiliger Schrift speise sowie aus Berücksichtung von Theologen wie John Henry Newman.
Hanke: Starke Spannung zwischen Synodalem Weg und Kurie
Der jüngste Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan habe die starke Spannung zwischen dem deutschen Synodalen Weg mit vielen seiner Postulate und den römischen Dikasterienchefs deutlich gemacht, so Hanke. „In einer Familie, in einer Ehe wird man sich in einer solchen Lage gewöhnlich in einen Prozess des Ringens um den Zusammenhalt begeben.“ Man gehe in einen solchen Prozess nicht unter der Perspektive des möglichen Scheiterns und Auseinandergehens hinein, sondern positiv. Diesem Prinzip gelte es nun auch im kirchlichen Miteinander zu folgen.
Einen Dissens sieht Hanke bei den Teilnehmern des Synodalen Wegs auch in Sachen Evangelisierung Dieser scheine ihm derzeit „nicht leicht aufhebbar zu sein“. Der Synodale Weg verstehe sich mit seinem Ansatz, Veränderungen in Struktur und Lehre zu zeichnen, als evangelisierend. „Für mich setzt Evangelisierung in Selbstevangelisierung an, in meiner Bekehrung auf den Ruf des Evangeliums.“ Dabei gehe es um etwas Neues, um ein Leben in der Gegenwart Gottes.
Weiter führte der Bischof aus, Christen sollten als „Jüngerin und Jünger“, Zeugnis geben von der Frohen Botschaft. Daher bleibe Evangelisierung eine bleibende Anforderung für den Weg der Kirche in die Zukunft. Das Thema könne nicht bei einer Versammlung theoretisch abgehandelt werden, sondern es müsse „Haltung des Kircheseins“ werden. Er selbst habe dabei Franz von Assisi und seine Bewegung vor Augen oder auch Theresa von Avila, so Hanke.