Missbrauchsbetroffene weisen die aktuelle Kritik aus dem Vatikan am Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg, zurück.
Köln – Missbrauchsbetroffene weisen die aktuelle Kritik aus dem Vatikan am Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg, zurück. „Es muss eine Haltungsänderung auch im Vatikan stattfinden“, forderte der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, am Dienstag im Interview des Kölner Online-Portals domradio.de. Die Kritik von Kurienkardinal Marc Ouellet zeuge von einer „Verhöhnung“ der Opfer.
Ouellet, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, hatte seinen Standpunkt zum Synodalen Weg Mitte November während des Besuchs der deutschen Bischöfe beim Papst in Rom vorgetragen. Ihm zufolge entstehe der Eindruck, dass Missbrauchsfälle „ausgenutzt wurden, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen“. Konservative Kritiker hatten bereits zuvor die Vermutung geäußert, liberalere Vertreter der Kirche instrumentalisierten den Reformprozess, um vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals zum Beispiel die Priesterweihe für Frauen durchzusetzen.
„Nichts verstanden, nichts kapiert“, kommentierte Norpoth diesen Vorwurf. Er lobte die deutschen Bischöfe, dass sie ein von Ouellet vorgeschlagenes Aussetzen des Synodalen Wegs verhinderten. „Insofern heißt es weitermachen“, so der Betroffenensprecher.
Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.