Auch Frauen sollten aus Sicht der katholischen Theologin Julia Knop das Evangelium im Gottesdienst vortragen dürfen.
Frankfurt (KNA) Auch Frauen sollten aus Sicht der katholischen Theologin Julia Knop das Evangelium im Gottesdienst vortragen dürfen. „Mir ist tatsächlich erst vor kurzem, dann aber schmerzhaft, bewusst geworden, dass ich Jesusworte – einzelne Sätze, Gleichnisse, Predigten, Ermahnungen – bisher immer nur aus Männermund, in priesterlicher Rolle, in Tenor- oder Bassstimme kenne“, sagte Knop am Freitag in Frankfurt bei einem Vortrag laut Manuskript.
Knop kritisierte, es sei nicht nur Konvention, dass ein Mann den zentralen Bibeltext des Gottesdienstes vortrage. „Sonntag für Sonntag wird damit kirchliches Selbstverständnis inszeniert und forciert.“ Dass die Evangelientexte – und das heiße immer auch Jesusworte – in der katholischen Kirche normalerweise von einem Priester oder einem Diakon vorgetragen werden, führe zu einer „eklatanten Verengung der Vielstimmigkeit der Kirche“, so die Professorin.
Vor einigen Monaten habe sie „Gelegenheit gehabt, anders Gottesdienst zu feiern“, sagte Knop. Dabei habe eine Frau das Evangelium vorgetragen. „Man sollte meinen, dass das keinen großen Unterschied macht – aber mich hat das ziemlich umgeworfen“, berichtete Knop. Sie habe nicht erwartet, wie sehr es sie berühren würde, im Gottesdienst Jesusworte aus dem Mund einer Frau zu hören. „Frauen können Gottes Wort verkörpern“, resümierte die Erfurter Theologin und fügte hinzu: „Wir alle können einander Gott zu Gehör bringen.“ Knop hielt den Eröffnungsvortrag bei einer Tagung zum Thema „Spirituelle Autonomie“ im Bildungszentrum Haus am Dom in Frankfurt.