Hamburg – Mit dem 20. Marion-Dönhoff-Preis ist am Sonntag die Mitgründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, Irina Scherbakowa, ausgezeichnet worden.
Hamburg – Mit dem 20. Marion-Dönhoff-Preis ist am Sonntag die Mitgründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, Irina Scherbakowa, ausgezeichnet worden. Memorial zählt auch zu den diesjährigen Trägern des Friedensnobelpreises. Die Hilfsorganisation Tafel Deutschland erhielt den Förderpreis. Beide Auszeichnungen sind jeweils mit 20.000 Euro dotiert.
Bundeskanzler Olaf Scholz würdigt Irina Scherbakowa in
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Scherbakowa in seiner Laudatio im Deutschen Schauspielhaus Hamburg als „Seelenverwandte und Mitstreiterin in unserem gemeinsamen Kampf für eine friedliche, freiheitliche und demokratische Zukunft Europas“. Weiter betonte er: „Die Ukraine darf und wird diesen Krieg nicht verlieren.“ Er sei sehr froh, dass auch Irina Scherbakowa als Russin diese eindeutige Haltung zugunsten der Ukraine glasklar unterstütze. Es sei wichtig, „dass wir in diesen Zeiten diejenigen Russinnen und Russen unterstützen, die für dieses andere, bessere, hellere Russland einstehen.“
Scherbakowa verwies in ihrer Dankesrede auf die Rolle der Frauen in Widerstand und Opposition: „Frauen, die sich nicht fügen und sich nicht anpassen wollen, Frauen, die eine ungeheure Lebenskraft besitzen. Es ist bezeichnend, dass man solche Frauen immer wieder als schwierig empfindet, eben weil sie den anderen Apathie und Konformismus schwierig machen. Ein Musterbeispiel so einer fabelhaft schwierigen Frau war Gräfin von Dönhoff.“
„Herausragender Beitrag zur historischen Selbstaufklärung ihres Landes“
Ihren besonderen Respekt sprach sie auch der tschetschenischen Menschenrechtlerin und Memorial-Kollegin Natalja Estemirowa und der belarussischen Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa aus. In der Begründung der Jury für die Auszeichnung hieß es unter anderem, Scherbakowa erhalte die Ehrung, „um ihren herausragenden Beitrag zur historischen Selbstaufklärung ihres Landes und ihren mutigen Kampf für die Menschenrechte zu würdigen“. Sie wirke als Historikerin und Mitgründerin von Memorial seit Jahrzehnten an der Aufklärung von Verbrechen des Stalinismus mit und setze sich für den Schutz der Menschenrechte ein. Memorial war vom Obersten Gericht im Dezember 2021 in Russland verboten worden.
Die Tafel Deutschland wurde für ihren „vorbildlichen Einsatz zur Linderung der Not von immer mehr Menschen“ ausgezeichnet: „Die Zahl der Bedürftigen wächst immer rascher. In diesem Winter dürften die Herausforderungen angesichts von Inflation und dramatisch steigenden Energiepreisen weiter wachsen. Hinzu kommt das durch Russlands Angriff auf die Ukraine verursachte Leid.“
Auswirkungen der vielen Krisen auf die Bevölkerung verhindern
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank betonte in ihrer Laudatio auch, es sei vor allem „die Verantwortung der Politik, die Auswirkungen der vielen Krisen auf die Bevölkerung zu verhindern“ und „für mehr soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit zu sorgen“.