Katholische Laien: Klimaschutz als Chance begreifen

Klimaschutz und Energiewandel sollten aus Sicht des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) stärker als Chance verstanden werden.

Klimaschutz und Energiewandel sollten aus Sicht des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) stärker als Chance verstanden werden. Neben der Bewahrung der Schöpfung dienten sie dem Aufbau eines wirtschaftlichen Fundaments künftiger Generationen und dem sozialen Zusammenhalt, heißt es in einer am Freitag in Berlin verabschiedeten Erklärung. Der Klimawandel wird darin als „die zentrale Bedrohung der Schöpfung“ bezeichnet.

Das ZdK äußerte Verständnis für die Klima-Proteste der Gruppe „Letzte Generation“. Sie zeigten, „dass Menschen in sich verschärfenden Krisen mitunter zu immer verzweifelteren Mitteln greifen“, sagte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp.

Der Staatssekretär im Klimaschutzministerium, Sven Giegold (Grüne), betonte in einer Podiumsdiskussion, dass die Energiewende nur gelingen könne, wenn sie nicht allein als „Pflichten- und Verantwortungsdiskurs“ verstanden werde, sondern auch als „freudiger Aufbruch“. Die Kirche habe stets den sozialen Zusammenhalt in der ökologischen Transformation betont. Er kenne in dieser Frage „keinen lauteren Mahner als Papst Franziskus“.

Das ZdK fordert in dem Papier die Kirche auf, sich der Herausforderung „in Form einer Klima- und Energiepolitik auf dem Boden der katholischen Sozialethik“ zu stellen. „Ihre Prinzipien Personalität, Subsidiarität, Solidarität und Nachhaltigkeit können sich in dem Dreiklang spiegeln: CO2-Emissionen minimieren, Energieverbrauch reduzieren, Subsidiarität und Solidarität garantieren.“

Das Papier unterstreicht zugleich die Verantwortung für die Länder des globalen Südens. Sie seien bei der sozial-ökologischen Transformation, der Ergreifung von Anpassungsmaßnahmen und der Entschädigung angesichts von Schäden durch die Klimakrise auf umfangreiche Finanzflüsse angewiesen. Aufgrund ihrer maßgeblichen Verantwortung sollten die Länder des globalen Nordens ihrer Selbstverpflichtung nachkommen, jährlich 100 Milliarden US-Dollar bereitzustellen.

Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, sah die Welt „am Abgrund“. Schon allein die Kohlekraftwerke stellten das 1,5 Grad-Ziel infrage. Er warnte auch vor verheerenden wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel. Der Geschäftsführer des bischöflichen Hilfswerk Misereor, Pirmin Spiegel, beklagte, dass die „spiralen von Krisen“ für die Menschen im globalen Süden „überlebensgefährlich“ seien. Die Klimakrise sei ein Angriff auf das Menschenrecht eines würdigen Lebens.

Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa begrüßte eine soziale Abfederung des Preisanstiegs durch die Gaspreisbremse. Sie äußerte aber die Sorge, dass dadurch die Angst bei Betroffenen nicht abnehme. Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Hildegard Müller, nannte den Klimaschutz die entscheidende Generationenaufgabe. Sie mahnte aber konkrete Schritte bei Planung und Finanzierung an. Dafür sei auch eine höhere „Transformationsgeschwindigkeit des Staates“ nötig.

Von Christoph Scholz (KNA)