Eine seit über 50 Jahren verschollene Zeichnung des italienischen Malers Giovanni Battista Salvi (1609-1685), die eine Madonna mit Kind zeigt, ist nun in die Staatliche Graphische Sammlung München zurückgekehrt.
München – Ob Maria bei der Wiederentdeckung geholfen hat? Eine seit über 50 Jahren verschollene Zeichnung des italienischen Malers Giovanni Battista Salvi (1609-1685), die eine Madonna mit Kind zeigt, ist nun in die Staatliche Graphische Sammlung München zurückgekehrt. Das teilte die Pinakothek der Moderne am Mittwoch mit. Dort war der Diebstahl am 13. August 1965 entdeckt worden. Vom 15. Dezember bis 5. Februar 2023 ist das heimgekehrte Werk in der Rotunde des Hauses ausgestellt.
Obwohl damals Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gestellt worden war, blieb das rare Blatt des Il Sassoferrato genannten Künstlers verschwunden. Nur ein Inventareintrag, eine Karteikarte und ein Schwarz-Weiß-Foto erinnerten weiter an das Kunstwerk.
Die Auffindegeschichte geht so: 2017 fand in Sassoferrato eine erste großangelegte Ausstellung zum Schaffen des Barockkünstlers statt. Für den Ausstellungskatalog stellten die Münchner einen Scan der Fotografie des gestohlenen Blattes zur Verfügung. 2021 übernahm das Washington County Museum of Fine Arts in Hagerstown eine Privatsammlung mit einer Sassoferrato-Zeichnung. Rasch erkannte ein Experte, dass der Neuzugang nahezu identisch ist mit dem in München gestohlenen Blatt. Der Dieb schien versucht zu haben, eine Handstudie rechts oberhalb der Madonna zu löschen, um das Erscheinungsbild der Zeichnung zu verändern.
Direktorin Sarah J. Hall und ihr Kurator Daniel Fulco nahmen Kontakt zur Staatlichen Graphischen Sammlung München auf, informierten über ihre Entdeckung und baten um einen Nachweis. So kam es zu einer Rückführung des Werks zum 28. Oktober 2022. Die für immer verloren geglaubte und jetzt wieder heimgekehrte Madonna Sassoferratos gehört nach Angaben der Pinakothek zu einem der ältesten Bestände der Münchner Sammlung.
Die Münchner Zeichnung von Sassoferrato bezieht sich auf Raffaels „Madonna Macintosh“ (National Gallery, London), die der Künstler mit schwarzem Stift verhalten neu interpretiert hat, wie es heißt. Die leichte Rauheit des Papiers lasse die behutsam gezogenen Striche porös erscheinen, so dass sich Licht in sie einlagere und die Darstellung mit milder Helligkeit aufgeladen erscheine. In den Kabinetten der Welt seien die Blätter Sassoferratos dünn gesät, so die Mitteilung. Die meisten der rund 90 bekannten Blätter bewahre die British Royal Collection in London auf.