Politiker und Kirchenleute berichten von belastetem Verhältnis

Vertreter aus Politik und Kirchen berichten von zunehmendem Misstrauen gegenüber den Kirchen und von schwindender Akzeptanz.
Frankfurt – Vertreter aus Politik und Kirchen berichten von zunehmendem Misstrauen gegenüber den Kirchen und von schwindender Akzeptanz. "Eigentlich ist das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der Politik sehr offen und gut", sagte Konstantin von Notz, der religionspolitische Sprecher der Grünen, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Derzeit wird es durch die mangelhafte Aufklärung und den teils irritierenden Umgang der Verantwortlichen mit den Missbrauchsfällen aber deutlich belastet."

Karl Jüsten (Foto: Katholisches Büro Berlin)

Vertreter aus Politik und Kirchen berichten von zunehmendem Misstrauen gegenüber den Kirchen und von schwindender Akzeptanz. „Eigentlich ist das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der Politik sehr offen und gut“, sagte Konstantin von Notz, der religionspolitische Sprecher der Grünen, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Derzeit wird es durch die mangelhafte Aufklärung und den teils irritierenden Umgang der Verantwortlichen mit den Missbrauchsfällen aber deutlich belastet.“

Der Leiter der Verbindungsstelle zur Bundespolitik, des Katholischen Büros in Berlin, Prälat Karl Jüsten, ergänzte, der Missbrauch wirke wie ein „Brandbeschleuniger“, durch den die Menschen sich noch schneller von der Kirche abwenden würden: „Bei moralischen Themen, bei denen sie früher von der Politik fraglos gehört wurde, hat sie jetzt eine geringere Akzeptanz.“ Das führe dazu, dass die Kirche ihre Positionen gegenüber Politikern nun noch besser begründen müsse.

Jüstens Pendant auf evangelischer Seite, die EKD-Bevollmächtigte Anne Gidion, die in Berlin die Interessen der Evangelischen Kirche vertritt, erklärte: „Wir sind zusammen gut, und wir leiden auch zusammen. Das war immer schon ökumenische Chance und Tragik zugleich.“ Zwar sei es mit den richtigen Themen weiter möglich, guten Kontakt zu Politikern zu haben. Aber die Vorbehalte seien bei manchen gewachsen. „Man muss kommunikativ jetzt einen deutlich höheren Aufwand betreiben, um Gehör zu finden.“

Gidion fügte hinzu, sie höre bei Stellungnahmen der Kirchen von Politikern manchmal, die Kirchen sollten zuerst einmal bei sich selbst aufräumen: „Viele Politiker haben jetzt erst recht eine besondere Allergie gegen erhobene Zeigefinger. Nach dem Motto: Wir werden uns doch ausgerechnet von euch nicht sagen lassen, was richtig ist.“

Trotzdem wollten sowohl Gidion als auch Jüsten keine generellen Vorbehalte gegenüber den Kirchen erkennen. Im Gegenteil, sagte Jüsten der Zeitung: Die Politik erkenne sehr wohl an, was seine Kirche leiste, um sexuelle Gewalt aufzuklären. „Ich erlebe es so, dass Politiker mir oft sagen: Ihr von der Kirche seid diejenigen, die das Thema vorantreiben. Als Bremser sieht man uns nicht.“