Die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Kirchen haben eine positive Bilanz des gemeinsamen Religionsunterrichtes von katholischen und evangelischen Schülern gezogen.
Düsseldorf – Die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Kirchen haben eine positive Bilanz des gemeinsamen Religionsunterrichtes von katholischen und evangelischen Schülern gezogen. Der sogenannte konfessionell-kooperative Unterricht in immer mehr Schulen sei „gelebte Ökumene“, sagte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) am Montag in Düsseldorf. Er leiste einen entscheidenden Beitrag dazu, den bekenntnisorientierten Religionsunterricht in NRW zu sichern.
Bei dem Schulangebot erhalten Schüler beider Konfessionen in einer Gruppe Religionsunterricht, wenn aus Mangel an Teilnehmern ein eigener katholischer oder evangelischer Unterricht nicht zustande kommt. Das Modell sieht einen verpflichtenden Wechsel zwischen katholischen und evangelischen Fachlehrern vor, damit die Schüler beide konfessionellen Perspektiven kennenlernen.
Diese neue Form des Religionsunterrichts startete im Schuljahr 2018/2019 nach einer Einigung zwischen Landesregierung, den evangelischen Landeskirchen im Rheinland, in Westfalen und Lippe sowie den katholischen Bistümern Aachen, Essen, Münster und Paderborn. Das von Kardinal Rainer Maria Woelki geleitete Erzbistum Köln beteiligte sich zunächst nicht an dem Projekt, will aber im kommenden Schuljahr folgen.
Laut Feller bieten inzwischen 536 der rund 5.500 Schulen den kooperativen Religionsunterricht an. Sie gliederten sich in 275 Grundschulen und 261 Schulen der Sekundarstufe I. Mehr als 100.000 Schüler nähmen an dem Unterricht teil. Mit dem neuen Modell könne der Religionsunterricht angesichts rückläufiger Schülerzahlen zukunftssicher gemacht werden. Religionslehrkräfte gibt es laut der Ministerin ausreichend.
Der Vertreter der katholischen Kirche bei Landtag und Landesregierung, Antonius Hamers, sagte, der kooperative Religionsunterricht helfe, den eigenen Standpunkt zu verstehen und Differenzen wahrzunehmen. Entscheidend sei, dass die beteiligten Lehrkräfte ihre jeweiligen Standpunkte sichtbar machten, ergänzte der evangelische Repräsentant Rüdiger Schuch.
Der Siegener Religionspädagoge Ulrich Riegel, der das Unterrichtsangebot wissenschaftlich untersuchte, betonte, dass fast alle Eltern, Lehrkräfte und Schüler den kooperativen Unterricht befürworteten. Die Schülerinnen und Schüler begrüßten es, dass sie auch im Fach Religion in der Klassengemeinschaft lernen und sich mit der jeweils anderen Sicht auseinandersetzen könnten. Viele brächten indes kein konfessionelles Bewusstsein mehr mit.
Laut Riegel wünschen sich Schülerinnen und Schüler sowie Eltern über den Dialog der Konfessionen hinaus auch einen Austausch zwischen den Religionen wie dem Islam. Hamers und Schuch zeigten sich offen dafür – allerdings nur im Rahmen einer projektbezogenen Zusammenarbeit.
Der Anteil christlicher Schüler an den NRW-Schulen ist von rund 85 Prozent im Schuljahr 2004/2005 auf derzeit rund 55 Prozent gesunken. Der Anteil muslimischer Schüler beläuft sich auf rund 17 Prozent. Von 2012 bis 2021 nahm die Zahl der katholischen Schüler nach Angaben von Feller um etwa 196.000 ab, die der evangelischen um 183.300.
Bei der wissenschaftlichen Untersuchung sei auch Kritik an dem Projekt laut geworden, führte Riegel aus. Schulen empfänden die Beantragung der Unterrichtsform als zu bürokratisch. Zudem vermissen sie ausreichend didaktisches Material.