Kirchen beklagten rauen Ton in der Gesellschaft

Mit festlichen Gottesdiensten haben die Christen in Deutschland am Sonntag den Höhepunkt des Weihnachtsfests begangen.

Bischof Peter Kohlgraf (Foto: Bistum Mainz)

Mit festlichen Gottesdiensten haben die Christen in Deutschland am Sonntag den Höhepunkt des Weihnachtsfests begangen. In ihren Predigten riefen die katholischen und evangelischen Bischöfe zu stärkerer Unterstützung von Flüchtlingen und Hungernden weltweit auf. Sie warnten zugleich vor einer wachsenden gesellschaftlichen Spaltung. Unterdessen wurde bekannt, dass Klimaaktivisten vergeblich versucht haben, den ARD-Weihnachtsgottesdienst zu stören. Die evangelische Gemeinde in Stuttgart-Möhringen und die Polizei verhinderten die Protestaktion der „Letzten Generation“.

Der Familiengottesdienst sollte an Heiligabend live aus der Auferstehungskirche in Stuttgart-Möhringen übertragen werden. Doch bereits vorab sickerten Hinweise durch, dass Aktivisten den Gottesdienst medienwirksam stören wollten, wie die Polizei mitteilte. Die Gemeinde bereitete sich entsprechend vor und zeichnete bereits die Generalprobe am Freitag auf, die dann an Stelle der Liveübertragung gesendet wurde.

„Wir wollten nicht, dass die Weihnachtsfreude der Kinder und Mitfeiernden gestört wird“, sagte der Sprecher der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Dan Peter, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Sonntag. „An Weihnachten sollte die Botschaft der Hoffnung im Vordergrund stehen und nicht der Konflikt.“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, mahnte unterdessen Überlegungen dazu an, wie ein Friede in der Ukraine aussehen könnte. Die Suche nach diplomatischen Lösungen dürfe nicht vergessen werden. „Auch wenn die Unterstützung des völkerrechtswidrig überfallenen Landes durch alle benötigten Güter weitergehen muss, braucht es gleichzeitig jetzt schon Friedensinitiativen. Denn wie soll es sonst weitergehen, wenn hoffentlich bald endlich die Waffen schweigen?“, sagte Bätzing am Sonntag im Limburger Dom.

Er sehe die Gefahr, dass dieser Hass „über Generationen hinweg wieder und wieder Gewalt provozieren“ könnte, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Deswegen stelle sich mit Blick auf den Krieg in der Ukraine umso drängender die Frage, wie schon jetzt die Saat des Friedens ausgestreut werden könne.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, machte in ihrer Weihnachtsbotschaft auf die aktuellen Notstände in Kinderkliniken aufmerksam. „Alle, die beten möchten, mögen beharrlich für die Eltern beten, die kein Bett für ihre Kinder finden“, so die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Alle, die spenden wollen, mögen es für Familien tun, die am Limit sind.“ Kurschus erinnerte an die Ukraine und andere Kriegsgebiete, „wo die Menschen elend weit weg sind von wohligen Gefühlen. Auch hier bei uns sind so viele, denen gerade an Weihnachten eher nach Weinen als nach Singen zumute ist“.

In Essen warnte Bischof Franz-Josef Overbeck vor zunehmenden Spannungen in Gesellschaft und Kirche: „Wir ertrinken eher in lauten Beschuldigungen und Verdächtigungen, anstatt uns gemeinsam positiv auf den Weg nach vorne zu machen.“ Auch der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf beklagte einen rauen Ton in Kirche und Gesellschaft. „Der Ton sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft als ganzer ist kein freundschaftlicher“, sagte Kohlgraf im Mainzer Dom. Der innerkirchliche Umgang sei betrüblich und äußerst problematisch: „Oft geht es nur mehr um das Rechthaben-Wollen, um einen Kampf der Worte.“ Dies führe dazu, dass „Jesus selbst unhörbar“ gemacht werde. Immer wieder spielten sich eher zweitrangige Themen in den Vordergrund. Der Kern der christlichen Botschaft werde vergessen.

Von Christoph Arens (KNA)