Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat die jüngst gestorbene Sintiza und Auschwitz-Überlebende Philomena Franz als „sehr wichtige, unermüdliche Kämpferin für das Gedenken“ gewürdigt.
Berlin/Rösrath – Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat die jüngst gestorbene Sintiza und Auschwitz-Überlebende Philomena Franz als „sehr wichtige, unermüdliche Kämpferin für das Gedenken“ gewürdigt. Als eine der ersten habe sie in den 1970er Jahren ihre Stimme erhoben und öffentlich über ihre Erfahrungen in den Konzentrationslagern gesprochen, erklärte Roth am Freitag in Berlin. Sie habe ihrer Trauer und Wut Ausdruck verliehen und auch über Menschen gesprochen, die ihr geholfen hätten. „All das war nicht selbstverständlich, schon gar nicht im Deutschland der Nachkriegszeit.“
Franz war laut Medienberichten am Mittwoch im Alter von 100 Jahren in ihrer Heimatstadt Rösrath bei Köln gestorben. Der Tod sei unerwartet gekommen, zuvor habe sie noch im Kreis ihrer Familie Weihnachten gefeiert, hieß es.
Roth mahnte, dass mit dem Tod der Zeitzeugen auch die Verantwortung der Gedächtniskultur wachse. „Es muss noch deutlicher herausgestellt werden, in welchem Ausmaß Sinti und Roma Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik wurden. Wichtig ist heute auch, dass der kulturelle Reichtum der Sinti und Roma als fester Bestandteil unserer gemeinsamen Kultur noch sichtbarer gemacht wird.“
Franz wurde 1922 in Biberach in eine Sinti-Familie von Musikern geboren. 1943 wurde sie von den Nazis nach Auschwitz verschleppt, wo ein Großteil ihrer Familie umkam. Über diese Zeit hat sie immer wieder Vorträge in Schulen gehalten und eine Autobiografie mit dem Titel „Zwischen Liebe und Hass: Ein Zigeunerleben“ verfasst. Zudem teilte sie ihre Erinnerungen in Form von Erzählungen mit, die 1982 in der Sammlung „Zigeunermärchen“ veröffentlicht wurden. 1995 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande. 2001 ernannte das zivilgesellschaftliche Netzwerk Europäische Bewegung Deutschland sie zur „Frau Europas 2001“.