Reaktionen zum Tod von Benedikt XVI.

Benedikt XVI. starb am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan. Deutsche Bischöfe und Politiker würdigen in ersten Reaktionen den Verstorbenen
Benedikt XVI. starb am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan. Deutsche Bischöfe und Politiker würdigen in ersten Reaktionen den Verstorbenen

Foto 4696618 © Candace Beckwith | Dreamstime.com

Ein beeindruckender Theologe und erfahrener Hirte“ – so hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt: „Wir trauern um eine Persönlichkeit, die der Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Richtung vermittelt hat.“ Benedikt XVI. habe „die Stimme des Evangeliums – gelegen oder ungelegen – hörbar gemacht“. Sein theologisches Denkvermögen, seine politische Urteilskraft und sein persönlicher Umgang mit vielen Menschen hätten den aus Deutschland stammenden früheren Papst ausgezeichnet, fügte der Limburger Bischof hinzu: „Mit hohem Respekt denke ich an seine mutige Entscheidung, 2013 vom Amt des Papstes zurückzutreten.“

Bätzing erinnerte in seiner ersten Reaktion auch an den Brief Benedikts vom 8. Februar 2022 anlässlich der Veröffentlichung des Münchener Gutachtens zu sexualisierter Gewalt: „Die Betroffenen hat er um Vergebung gebeten und doch blieben Fragen offen.“ Der Bischof ergänzte: „Gerade als Kirche in Deutschland denken wir dankbar an Papst Benedikt XVI.: In unserem Land wurde er geboren, hier war seine Heimat, hier hat er als theologischer Lehrer und Bischof das kirchliche Leben mitgeprägt“.

Der Priester, Bischof und emeritierte Papst Benedikt – „und der Mensch Joseph Ratzinger“ – sei „von uns gegangen“, so Bätzing weiter: „In dieser Stunde des Abschieds bete ich für ihn und empfehle ihn der Barmherzigkeit Gottes.“

Katholische Laien trauern um verstorbenen Papst

Auch das das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. „Benedikt XVI. prägte die Welt und die Kirche“, erklärte die Präsidentin des obersten Laiengremiums der katholischen Kirche in Deutschland, Irme Stetter-Karp, am Samstag in Berlin. Der deutsche Papst habe viele mit Stolz, vor allem aber mit Hoffnung erfüllt.

Zugleich betonte Stetter-Karp, für manche habe sich diese Hoffnung in reichem Maße erfüllt, für andere sei die unerfüllte Sehnsucht geblieben, wie ihr Christsein im 21. Jahrhundert gelingen könne. Alle hätten ihm Respekt und Anerkennung für sein Lebenswerk als Gelehrter und interdisziplinär denkender Theologe bei seinem Rücktritt im Februar 2013 gezollt. Stetter-Karp: „Die ganze Welt – auch ich selbst – staunte über diesen Schritt, der vielleicht neue Maßstäbe für das Verständnis des Papsttums gesetzt hat“.

Der stellvertretende ZdK-Vorsitzende Thomas Söding würdigte Joseph Ratzinger als einen konservativen Intellektuellen, der für die zeitgenössische Philosophie gerade wegen seiner katholisch-theologischen Prägung zu einem wichtigen Gesprächspartner geworden sei. Seinen tiefen Glauben, den er aus seiner bayerischen Heimat in sein Leben mitgenommen habe, habe er durchdacht und erschlossen.

Zugleich erklärte das ZdK, Ratzinger habe sich im Laufe der Zeit verändert und sei zu einem Kritiker der Veränderungen geworden. Mit seiner Regensburger Rede über Glaube, Vernunft und Gewalt von 2006 habe er eine temporäre Verstörung in den Beziehungen zur islamisch geprägten Welt ausgelöst. 2011 hatte er der Kirche bei seinem Deutschland-Besuch eine „Entweltlichung“ angeraten. „Für viele war das irritierend“, so Stetter-Karp.

Ebenso irritierend habe sich der emeritierte Papst noch einmal in Erinnerung gebracht, als er Dezember 2021 Erinnerungslücken dafür verantwortlich gemacht habe, zu Missbrauchsfällen aus seiner Zeit als Erzbischof und dann Kardinal in München nichts sagen zu können. Klar sei ein durch ein im Januar 2022 veröffentlichtes Gutachten gewesen, dass er teils Täter im Amt belassen und lediglich versetzt habe.

Bundespräsident würdigt Glaube und Intellekt Benedikts XVI.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. „Sein Glaube, sein Intellekt, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich immer tief beeindruckt“, erklärte Steinmeier am Samstag in Berlin. Über seine weltkirchliche Sendung hinaus habe dieser Papst als Landsmann für uns Deutsche eine ganz besondere Bedeutung gehabt.

Wörtlich betonte der Bundespräsident: „Die Wahl eines Papstes aus dem Mutterland der Reformation und eines Intellektuellen, der sich den Dialog zwischen Glaube und Vernunft zur Lebensaufgabe gemacht hatte, war für viele Menschen auf der ganzen Welt ein wichtiges Zeichen.“ Besonders am Herzen hätten ihm die Einheit der Christenheit und der Dialog der Religionen sowie das Miteinander von Religion und Gesellschaft gelegen.

Steinmeier ging mit Blick auf das Wirken des Verstorbenen auch auf das Thema Missbrauch ein. Spätestens als Präfekt der Glaubenskongregation sei dieser „mit dem bedrückenden Problem des weltweiten sexuellen Missbrauchs und dessen systematischer Vertuschung konfrontiert“ gewesen. Hier sei er besonders in der Verantwortung gewesen. Benedikt habe um das große Leid der Opfer und den immensen Schaden für die Glaubwürdigkeit der Kirche gewusst. Mit Blick auf den Amtsverzicht des früheren Papstes erklärte der Bundespräsident, er habe sich in dem Moment entschieden, in dem er gewiss gewesen sei, sein Amt nicht mehr mit der nötigen Kraft ausführen zu können. „Das war eine unerwartete kirchengeschichtliche Zäsur“, so Steinmeier.

Bundeskanzler und Bundesratspräsident würdigen Benedikt

In einer ersten Reaktion hat sich unterdessen auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über Twitter zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. geäußert. Er sei für viele nicht nur hierzulande ein besonderer Kirchenführer gewesen, so Scholz am Samstag. Die Welt verliere „eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen“. Seine Gedanken seien nun bei Papst Franziskus.

Der Bundesratspräsident Peter Tschentscher würdigte ihn als einen der bedeutendsten Theologen seiner Zeit. Er habe die Traditionen der katholischen Kirche aus großer Überzeugung vertreten und zugleich den Dialog mit Vertretern der evangelischen Kirche, des Judentums und des Islam geführt. Sein Tod bewege besonders die Gläubigen in Deutschland und in seiner bayerischen Heimat in besonderer Weise, so Hamburgs Erster Bürgermeister.

Wüst: Benedikt XVI. wird ins kollektive Gedächtnis eingehen

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat den gestorbenen Papst Benedikt XVI. als wichtigen Theologen der vergangenen Jahrhunderte bezeichnet. „Als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und herausragender Theologe wird Joseph Aloisius Ratzinger in das kollektive Gedächtnis der deutschen Geschichte eingehen“, sagte er am Samstag in Düsseldorf. Er habe sich stets für die Ökumene auch mit den orthodoxen Kirchen und ein friedliches Nebeneinander der Religionen eingesetzt.

Mit der vorzeitigen Beendigung seines Pontifikats habe Benedikt „Mut und Weisheit“ bewiesen. Er habe damit auch „ganz einfach einen praktischen Weg zum Rückzug aus dem Pontifikat eröffnet, der in der Zukunft noch enorme Bedeutung für die Kirche entfalten wird“, führte Wüst aus. „Das kirchliche und theologische Erbe von Joseph Ratzinger ist historisch.“

Benedikt habe sein Leben und Wirken in den Dienst der Kirche gestellt, erklärte NRW-Landtagspräsident Andre Kuper. „Mich hat besonders die Bereitschaft zur Abgabe seines Amtes beeindruckt: Er trat zurück, als seine Kräfte nachließen.“

Bischof Overbeck würdigt Benedikt XVI. als großen Theologen

er Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat den verstorbenen Papst Benedikt XVI. als großen Theologen gewürdigt. Ihm sei „die Vertiefung des Glaubens und des geistlichen Lebens sowie der Dialog mit den verschiedenen Kräften und Strömungen unserer Zeit lebenslang eine Herzensangelegenheit gewesen“, erklärte der Ruhrbischof am Samstag in Essen.

Joseph Ratzinger sei ein Gelehrter und ein Mann größten Wissens gewesen, so Overbeck weiter. „Benedikt XVI. war sich bewusst, dass sich die Kirche sehr ändere und auf der ganzen Welt neu werde.“ Sich selbst habe der Papst nicht wichtig genommen, so der Ruhrbischof weiter. „Wichtig war ihm dagegen, Veränderungen in Lehre und Praxis der Kirche stets unter dem Aspekt der Wahrung von Kontinuität zu bedenken und notwendige Weiterentwicklungen ohne Brüche zu gestalten.“ Deshalb habe Benedikt XVI. aber nicht stur an alten Formen festgehalten. „Er hat mehr als manche seiner Vorgänger zur Erneuerung der Kirche beigetragen“, betonte Overbeck.

Bischof Neymeyr würdigt Benedikt XVI. als großen Theologen

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. als großen Theologen gewürdigt. „In seiner Lehrtätigkeit als Universitätsprofessor, als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst hat er die Wahrheit des katholischen Glaubens allgemein verständlich in großartigen Formulierungen zum Ausdruck gebracht“, sagte Neymeyr am Samstag in Erfurt.

Zugleich erinnerte er an den Deutschland-Besuch von Benedikt XVI. 2011, bei dem dieser auch Thüringen besuchte: „Er hat nicht nur die Katholiken, sondern alle Christen in der Diaspora Ostdeutschlands in ihrem Glauben bestärkt.“ Bei seinem historischen Besuch im Augustinerkloster in Erfurt habe er das Wirken Martin Luthers gewürdigt und am Wallfahrtsort Etzelsbach im Eichsfeld den Katholiken dort für ihre Glaubenstreue gedankt. Auch Altbischof Joachim Wanke, damals Bischof von Erfurt, habe die damaligen Begegnungen als „ein großes geistliches Erlebnis in dankbarer Erinnerung“.

Im Erfurter Marien-Dom findet am kommenden Dienstag um 18.00 Uhr ein Requiem für Benedikt XVI. statt. Bis zum 29. Januar liegt im Dom ein Kondolenzbuch für den verstorbenen emeritierten Papst aus. Das Kondolenzbuch wird laut Bistum später dem Apostolischen Nuntius, dem Botschafter des Papstes, in Deutschland übergeben.

Bischof Fürst würdigt Benedikt XVI. als prägende Figur

Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst hat den gestorbenen früheren Papst Benedikt XVI. als prägende Figur der katholischen Kirche gewürdigt. Mit Benedikt sei ein großer Theologe gestorben, der die katholische Kirche ein Jahrzehnt nachhaltig geprägt habe, teilte Fürst am Samstag mit. Es sei dem emeritierten Papst ein großes Anliegen gewesen, das Evangelium „so zu verkünden, dass es die Menschen in ihrem Leben erreicht und so anspricht, dass es ihnen Hoffnung und Zuversicht schenkt und Antworten gibt für ihre jeweiligen Lebensumstände und die großen Fragen der menschlichen Existenz“.

Fürst erklärte, er habe an Benedikt XVI. besonders seinen „wachen Intellekt, seine Bildung, seine Sensibilität und Feinsinnigkeit“ geschätzt. Auch erinnere er sich gerne an den Weltjugendtag 2005, als eine Million Jugendliche dem Papst zujubelten. Der ehemalige Papst Benedikt XVI. starb am Samstag im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung im Vatikan.

Freiburger Erzbischof Burger würdigt Benedikt XVI.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat das Wirken des gestorbenen ehemaligen Papstes Benedikt XVI. mit großer Dankbarkeit gewürdigt. „Sein Pontifikat war für mich geprägt durch die beiden Seiten, die Benedikt XVI. stets zeigte: Die geistige Brillanz und fordernde Klarheit des Theologieprofessors sowie die Warmherzigkeit und fromme Tiefe eines geistlichen Ratgebers und Begleiters“, erklärte Burger am Samstag in Freiburg. In Freiburg erinnere man sich insbesondere an seinen Besuch und seine viel diskutierte Rede im September 2011.

Burger sagte, bei aller Trauer dürften die „die schmerzlichen Ereignisse im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen und -tätern“ nicht ausgeblendet werden, die Joseph Ratzinger als Erzbischof von München und Freising betreffen. Zugleich habe er als Papst klare Maßstäbe in der Aufarbeitung gesetzt.

Bischof Dieser würdigt Lebensleistung von Benedikt XVI.

Aachens Bischof Helmut Dieser sieht in dem gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. einen der „größten Theologen unserer Zeit“. Die Nachricht seines Todes löse in ihm „das Gefühl tiefen Respektes vor seiner Lebensleistung aus“, sagte er am Samstag in Aachen. „Der Verstorbene war nicht nur ein denkender und glaubender, sondern auch ein betender Mensch“, so Dieser. „Er hat Christus geliebt und ihm in seiner Kirche sein ganzes Leben geschenkt in seinem Wirken als Priester, als Bischof, schließlich als Papst.“ Er habe sein Leben „mit all seinen großen Begabungen“ für Christus und seine Kirche gegeben.

Auch künftig würden viele Generationen Inspiration und theologische sowie geistliche Einsichten aus seinen Texten schöpfen, führte der Bischof aus. „Immer neu zeigen sie auf, dass der Glaube vor dem Verstand nicht nur bestehen kann, sondern die Rationalität des Menschen mitnimmt in das Glaubensgeschehen hinein und ihn so voll umfassend menschlich macht.“ Ihn selbst hätten vor allem Benedikts Enzykliken über Liebe, Hoffnung und Glaube tief beeindruckt.

Wiesemann: Benedikt einer der „größten Theologen der Gegenwart“

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat Benedikt XVI. als einen der größten Theologen der Gegenwart gewürdigt. Er sei ein wichtiger Wegbereiter und Interpret des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gewesen, erklärte Wiesemann am Samstag zum Tod des früheren Papstes. „Das theologische Denken von Papst emeritus Benedikt XVI. war zutiefst biblisch verwurzelt, schöpfte aus der ganzen Breite der kirchlichen Tradition und zielte darauf ab, Glaube und Vernunft miteinander zu versöhnen“, so Wiesemann.

Als Papst habe er sich durch eine spürbar tiefe Spiritualität, theologische Brillanz und menschliche Bescheidenheit ausgezeichnet, betonte Wiesemann. Mit seinem Rücktritt habe er gezeigt, dass hinter jedem Amt in der Kirche ein „konkreter Mensch mit seinen Stärken und Fähigkeiten, aber auch mit seinen Grenzen und Schwächen“ stehe.

Zur Kritik an Joseph Ratzingers Umgang mit Missbrauchsfällen sagte Wiesemann, er könne nachvollziehen, dass sich Menschen von Benedikt XVI. „ein klareres Wort der Verantwortungsübernahme und des persönlichen Versagens gewünscht hätten“. Zugleich habe sich Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst dafür eingesetzt, sexualisierte Gewalt aufzudecken und Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Kohlgraf: Benedikt XVI. inspirierte Theologie und Kirche

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt und vor voreiligen Bewertungen seiner Lebensleistung gewarnt. Joseph Ratzinger habe als Papst, als Bischof, als Präfekt der Glaubenskongregation und als Professor „die theologische Welt und die Kirche geprägt und inspiriert“, erklärte Kohlgraf am Samstag in Mainz. Sein überraschender Rücktritt als Papst habe viele Menschen bewegt und beeindruckt.

„Mit abschließenden Einordnungen eines derart vielfältigen Lebenswerks sollten wir uns jetzt zurückhalten“, betonte Kohlgraf. Es habe seinen Sinn, dass historische Bewertungen, seien sie kritisch oder positiv, „erst in einem zeitlichen Abstand und ohne ein inhaltliches Eigeninteresse vorgenommen werden“. Jetzt sei die Zeit des Gebets für den Verstorbenen. Kohlgraf sagte, ihm stehe „keine Bewertung der Lebensleistung dieser Persönlichkeit“ zu.

Als ursprünglich Kölner Priester sei er Joseph Ratzinger wiederholt begegnet, so Kohlgraf. Ein Höhepunkt sei der Weltjugendtag 2005 in Köln gewesen. „Wenn ich an diese Jahre zurückdenke, ist es, als würde ich in eine andere Epoche der Kirchengeschichte eintauchen. Mittlerweile liegen Themen auf dem Tisch, die weit in diese Zeit hineinreichen“, erklärte Kohlgraf. Dennoch sei es zu kurz gegriffen, ein Lebenswerk im Licht jetzt offenkundiger Probleme zu sehen, sagte Kohlgraf wohl mit Blick auf die Missbrauchskrise.

Er denke in Dankbarkeit an das, was ihm Joseph Ratzinger in den vergangenen Jahrzehnten auch für sein priesterliches Wirken gegeben habe. Viele seiner theologischen Veröffentlichungen „haben mich gefördert oder herausgefordert“, so Kohlgraf. „Langweilig waren seine Bücher nie, sie haben immer wichtige Horizonte für Theologie, Glauben, Kirche und auch für mich eröffnet.“

Bischof Bode zum Tod von Benedikt XVI.: Großer Theologe

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat mit Trauer auf den Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. reagiert. „Nach Jahrhunderten war er der erste Deutsche auf dem Papstthron. Er war ein großer Theologe, der Theologie und Spiritualität eng verband“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag in Osnabrück. Benedikts Interesse habe der Vertiefung des Glaubens und der Feier der Liturgie gegolten. Auch die Einheit der Kirche in ihrer großen Vielfalt sei ihm wichtig gewesen.

Benedikts Rücktritt vom Papstamt im Jahr 2013 würdigte Bode als „historischen Schritt“. Persönlich sei er ihm verbunden gewesen durch sein Studium in Benedikts Zeit als Professor in Regensburg, so der Bischof.

Erzbischof Koch äußert Bewunderung für Papst Benedikt XVI.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat seine Bewunderung für den gestorbenen früheren Papst Benedikt XVI. bekundet. Joseph Ratzinger habe sich sein Leben lang in den Dienst Gottes und seiner Kirche gestellt, erklärte Koch am Samstag in Berlin. Dass Papst Benedikt XVI. 2013 den Mut hatte, „von diesem Amt zurückzutreten, als er merkte, dass er den Anforderungen nicht mehr gewachsen war, bewundere ich“. Als Bischof habe er von Benedikt XVI. gelernt, „das Amt als Berufung und als Dienst zu verstehen auch in schweren Stunden“, so Koch.

Weiter erklärte er, der Einsatz Benedikts XVI. für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche „wurde verdunkelt durch irritierende Aussagen über seine Zeit als Erzbischof von München-Freising“. Er bedaure sehr, so Koch, „dass dadurch auch der Theologe Joseph Ratzinger bei vielen in Misskredit geraten ist“. Seine Überlegungen zum Verhältnis von Glaube und Vernunft, von Kirche und Welt „prägen unser Denken in vielfältiger Weise“.

Unvergessen ist Koch zufolge die Rede von Benedikt XVI. vor dem Deutschen Bundestag 2011. Deren Schlusssatz „taugt noch heute als wegweisende Orientierung“. Damals sagte der Papst: „Ich denke, auch heute könnten wir letztlich nichts anderes wünschen als ein hörendes Herz – die Fähigkeit, Gut und Böse zu unterscheiden und so wahres Recht zu setzen, der Gerechtigkeit zu dienen und dem Frieden.“ Als ein für ihn persönlich besonders prägendes Erlebnis mit Benedikt XVI. bezeichnete Koch den Weltjugendtag 2005 in Köln, den der heutige Berliner Erzbischof damals als Generalsekretär federführend mitorganisierte.

Erzbistum Paderborn lobt Benedikt XVI. als „großen Theologen“

Der Übergangsleiter des Erzbistums Paderborn, Michael Bredeck, hat den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. als „großen Theologen“ und „bedeutenden Intellektuellen“ gewürdigt. Sein Leben sei geprägt gewesen „von seinem theologischen Nachdenken über den Glauben an den dreifaltigen Gott und seinem Einsatz für die Kirche“, schreibt er in einem am Samstag veröffentlichten Nachruf.

Benedikts theologische Werke hätten viele Gläubige und auch Anders- und Nichtgläubige angeregt, führt Bredeck aus. „Sie legen Zeugnis ab von seinem großen theologischen Wissen, seiner intellektuellen Brillanz sowie unverwechselbaren Sprachkraft.“ Seit dem Rücktritt von Erzbischof Hans-Josef Becker am 1. Oktober wird das Erzbistum Paderborn übergangsweise von Diözesanadministrator Bredeck geleitet.

Der Übergangsleiter ging auch auf die Kritik an dem als Joseph Ratzinger geborenen späteren Papst ein: „In seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hat ihm sein leidenschaftliches Bemühen um die Treue der Kirche zu ihrem Ursprung nicht nur Bewunderung eingebracht“, so Bredeck. Mitunter sei gegen ihn der Vorwurf laut geworden, dass ihm die „reine Lehre“ wichtiger sei als die Menschen, die diese Lehre verkünden. Die Reaktionen des emeritierten Papstes auf Vorwürfe von möglichem Fehlverhalten während seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977 bis 1982) beim Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger hätten Gläubige irritiert und verunsichert.

Bischof Wilmer: Benedikt war einer der bedeutendsten Theologen

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat mit Betroffenheit auf den Tod des früheren Papstes Benedikt XVI. reagiert. „Mit ihm verliert die katholische Kirche in Deutschland und in der ganzen Welt einen hervorragenden Repräsentanten mit enormer Geisteskraft“, erklärte er am Samstag in Hildesheim. Das wissenschaftliche Werk des Verstorbenen sei mehr als beeindruckend. „Mit Joseph Ratzinger ist einer der bedeutendsten katholischen Theologen des 20. und frühen 21. Jahrhunderts von uns gegangen.“

Mit höchstem Respekt habe er 2013 Benedikts Rücktritt vom Amt des Papstes wahrgenommen, so Wilmer weiter. Er sei diesen Schritt gegangen, weil er aufgrund seines Alters und aus Krankheitsgründen die eigenen körperlichen Voraussetzungen für das Amt als nicht mehr ausreichend eingestuft habe. „Das war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch sehr mutig und verantwortungsbewusst.“

Er selbst habe Papst Benedikt XVI. in Rom kennenlernen dürfen, als er bereits emeritiert war, führte der Bischof aus. „Mir hat sehr imponiert, dass er trotz seines hohen Alters stets hellwach und mit hohem Verstand die Fragen des Glaubens und die Herausforderungen der Kirche in unserer komplexen Welt analysiert und eingeordnet hat.“

Genn: Benedikt XVI. wird für Kirche noch lange Inspiration sein

Auch Münsters Bischof Felix Genn hat den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. „Für die Kirche wird er noch lange eine Inspiration sein durch seine tiefen und wegweisenden Worte und das umfassende theologische Werk“, erklärte er am Samstag. In diesen Tagen werde sein Lebenswerk mit Recht von unterschiedlichen Perspektiven gewürdigt werden. „Sicher wird auch die eine und andere Seite seines Wirkens kritisch in den Blick genommen.“

„Für meine theologische Entwicklung ist er von entscheidender Bedeutung“, führte Genn aus. „Die Vorlesungen und Seminare bei ihm waren immer theologische und auch spirituelle Höhepunkte meines Studiums.“ Er habe ihm viel zu verdanken. „Seit meinem Freisemester an der Universität Regensburg bestand auch persönlicher Kontakt.“

„Wir beten mit der ganzen Kirche, dass der Herr, dessen Mitarbeiter in der Wahrheit er sein wollte, ihn nun schauen lässt, was er geglaubt, gelehrt und gelebt hat“, so Genn. „Das wird der Lohn sein für seinen unermüdlichen Einsatz in der Kirche für die Menschen.“

Bischof Feige: Benedikt XVI. war geistesscharf und fromm

Magdeburgs Bischof Gerhard Feige hat seine Anteilnahme zum Tod des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. bekundet. „Zweifellos wird Papst emeritus Benedikt XVI. mit dem Image eines gelehrten Dogmatik-Professors auf dem römischen Bischofsstuhl in die Geschichte eingehen, geistesscharf und zugleich fromm“, schreibt er in seinem Nachruf am Samstag. „Spätere Generationen werden seine Verdienste in der rechten Weise würdigen können. Möge Gott ihm nach einem langen Leben – und auch dem ungewöhnlichen Mut, als Papst 2013 zurückzutreten – die Freude des ewigen Lebens zuteilwerden lassen.“

Mit Blick auf das ökumenische Bemühen des deutschen Papstes bilanzierte Feige: „Ökumenisch kam durch ihn – nach einigen Jahren des Stillstandes – der theologische Dialog zwischen den orthodoxen Kirchen und der katholischen Kirche wieder in Gang, andererseits irritierten einige seiner Äußerungen evangelische Christen nicht nur in Deutschland und auch Vertreter anderer Religionen sehr.“

Feige, der Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz ist, verwies dabei auf das Schreiben „Dominus Jesus“ von Benedikt XVI. aus dem Jahr 2000. Darin heißt es, das Christentum sei nicht eine Religion unter vielen, sondern die wahre Religion. Es gebe eine einzige Kirche Christi, die in der katholischen, vom Papst und den Bischöfen geleiteten Kirche verwirklicht ist. Die aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften (Protestanten und Anglikaner) seien „nicht Kirchen im eigentlichen Sinne“.

Erzbischof Heße zum Tod von Benedikt XVI.: Prägender Theologe

Als prägenden Lehrer und Theologen hat der Hamburger Erzbischof Stefan Heße den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Er habe sechs Jahrzehnte lang Theologie und Kirche mitgestaltet und mitgeprägt, sagte Heße am Samstag in Hamburg.

Ein Gedanke Ratzingers habe auf ihn eine besondere Wirkung, so der Erzbischof. Christsein sei laut dem ehemaligen Papst keine Theorie, kein Gedankengebäude, sondern zuerst Begegnung mit der Person Jesus Christus. Christsein werde ihm zufolge durch Anziehung weitergegeben, nicht durch Belehrung. „Das gibt unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung.“

Besonderen Respekt hat Heße seinen Worten nach vor Benedikts Rücktritt. „Er wusste seine schwindenden Kräfte realistisch einzuschätzen und hatte die Größe loszulassen“. Damit werde er wohl in die Geschichte eingehen.

Woelki würdigt Benedikt als „tiefen geistlichen Denker“

Als „großen Theologen unserer Zeit und als umsichtigen und weitblickenden Menschen“ hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. „Ich habe ihn als einen tiefen geistlichen Denker schätzen gelernt“, erklärte er am Samstag. Seine Theologie habe unzählige Menschen in ihrem Glauben geprägt und bestärkt, so der Erzbischof. „Sein Lebensweg war eng mit den großen kirchlichen Ereignissen unserer Zeit verknüpft. Dabei prägte er die Kirche von heute auf prophetische Weise.“

Als Zeichen der Trauer erklang die größte Glocke des Kölner Doms, die „Dicke Pitter“ genannte Petersglocke. Dompropst Guido Assmann erinnerte an den Besuch von Benedikt XVI. beim Weltjugendtag 2005 im Kölner Dom. „Mit dem Schiff war der Papst von Rodenkirchen in die Altstadt gefahren, um zum Schrein der Heiligen Drei Könige zu pilgern.“ Man habe gut beobachten können, „wie der bescheidene Papst sich den Jugendlichen immer mehr zuwandte und sich in ihrer Mitte in Köln wohl fühlte“.

Bischof Timmerevers: Benedikt XVI war brillanter Lehrer

Bischof Heinrich Timmerevers hat das Wirken des früheren Papstes Benedikt XVI. mit „großem Respekt und Dankbarkeit“ gewürdigt. „Nach meiner Einschätzung gehört er zu den brillantesten theologischen Lehrern, die die Nachfolge auf dem Stuhl des Heiligen Petrus angetreten haben“, erklärte der Bischof von Dresden-Meißen am Samstag zum Tod des emeritierten Papstes aus Deutschland. „Wir bitten Gott, dass er ihm ein barmherziger Richter ist über all das, was in seinem Leben und Dienst unvollkommen war.“

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat den gestorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. „Joseph Ratzinger hat mit großem Scharfsinn und intellektueller Prägnanz theologische Beiträge geleistet, die weit über die katholische Kirche hinaus die Christenheit insgesamt und die Öffentlichkeit beeindruckt haben“, so Kurschus in einer am Samstag in Hannover veröffentlichten Erklärung. „Sie haben zugleich vielen Menschen Orientierung gegeben.“

EKD-Ratsvorsitzende würdigt Benedikts Einsatz für die Ökumene

Als Kardinal und später als Papst Benedikt XVI. habe er in Fragen der Ökumene das Gemeinsame unterstrichen. Als Beispiel nennt Kurschus, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, seinen Besuch in Deutschland 2011. Im Augustinerkloster in Erfurt habe Papst Benedikt betont, dass es für die Ökumene das Notwendigste sei, nicht die großen Gemeinsamkeiten aus dem Blick zu verlieren, „die uns überhaupt zu Christen machen“. Dieses Anliegen teile die EKD und sei bis heute für diesen Akzent dankbar.

Papst Benedikt XVI. hat sein Amt laut Kurschus stets „theologisch und geistlich akzentuiert“ geführt. „Das verbindet uns trotz aller Unterschiede miteinander“, so die Ratsvorsitzende. „Dass er 2013 aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten ist, macht ihn zutiefst menschlich.“

Bayern trauert um „seinen“ Papst

Der Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat in seiner bayerischen Heimat zu ersten Reaktionen geführt. Landtagspräsidentin Ilse Aigner bezeichnete den Verstorbenen am Samstag als eine der „bedeutendsten Persönlichkeiten Bayerns, Deutschlands und weltweit“. Auch nach seinem Rücktritt 2013 sei er als Buchautor und „Theologe mit großem Weitblick bei den Menschen hochgeschätzt“ gewesen. „Seinen Ideen und Analysen schenkten auch jene Beachtung, die ihnen nicht zustimmten.“ Die Parlamentspräsidentin würdigte die anhaltende Verbundenheit Benedikts mit seiner Heimat. „Auch deshalb erfuhr er gerade bei uns in Bayern große Verehrung.“

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, „wir trauern um unseren bayerischen Papst. Der Tod von Benedikt XVI. berührt mich genau wie viele Menschen in Bayern und aller Welt sehr.“ Er denke an viele bewegende Begegnungen mit Benedikt zurück. Viele Menschen in seiner Heimat würden ihn nicht nur als Papst, sondern auch als bescheidenen Seelsorger in dankbarer Erinnerung behalten. Dessen mehrtägiger Besuch 2006 in Bayern sei unvergessen. Zu Ehren des Verstorbenen ordnete der Ministerpräsident Trauerbeflaggung an allen staatlichen Dienstgebäuden im Freistaat für den heutigen Samstag sowie den Tag der Beisetzung an.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte: „Wir trauern um einen treuen Zeugen der Liebe Gottes und einen bedeutenden Lehrer der Kirche, dessen Verkündigung bereits zu seiner Zeit als Münchner Erzbischof weit über die Grenzen des Erzbistums hinaus strahlte.“ Sein Wort habe weltweit Aufmerksamkeit gefunden, auch bei Angehörigen anderer Religionen, in Politik und Gesellschaft. „Wir sind ihm zutiefst dankbar für seinen jahrzehntelangen Einsatz, seine exzellente Theologie und sein beeindruckendes Lebens- und Glaubenszeugnis. Sein Vermächtnis wird weiterwirken.“

Rolle von Joseph Ratzinger im katholischen Missbrauchsskandal

Der Passauer Bischof Stefan Oster würdigte Benedikt als „einen großen Sohn unserer Heimat und unseres Bistums, einen Freund der bayerischen Lebensart und Kultur, einen Denker mit dem Herzen“. Intellektuelle Brillanz seien bei ihm „wundersam geeint“ gewesen mit dem „vertrauensvoll gewordenen Glauben eines Kindes“.

Oster ging in seinem Nachruf auch auf die Rolle von Joseph Ratzinger im katholischen Missbrauchsskandal ein. „Wir verlieren einen Mann, der in den letzten Jahren seines Lebens noch sehen musste und auch eingestanden hat, als Erzbischof von München und Freising Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche zu wenig im Blick gehabt zu haben. Wir verlieren aber auch einen Mann, der als Präfekt der Glaubenskongregation entscheidend dazu beigetragen hat, dass das Problem des Missbrauchs in der Kirche in seiner ganzen Dramatik erkannt wurde und der deshalb wesentliche Veränderungen angestoßen hat.“

Pfarreien angewiesen, um 16 Uhr die Kirchenglocken zu läuten

Im Erzbistum München und Freising wurden die Pfarreien angewiesen, in den nächsten Tagen jeweils um 16 Uhr die Kirchenglocken für eine Viertelstunde läuten zu lassen. In den Domen, aber auch in Altötting und in Ratzingers Geburtsort Marktl am Inn werden Kondolenzbücher aufliegen. Unter der Überschrift „Vergelt’s Gott, Papst Benedikt XVI.“ wurde auf der Internetseite www.benedictusxvi.org eine Möglichkeit für digitale Beileidsbekundungen freigeschaltet. Außerdem wird es Gedenkgottesdienste geben.

Eine gegen Benedikt XVI. von einem mutmaßlichen Missbrauchsopfer angestrengte Zivilklage vor dem Landgericht Traunstein wird indes nicht mehr verhandelt. Das bestätigte eine Gerichtssprecherin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf Anfrage: „Da wir nicht das Jüngste Gericht sind, hat sich das Verfahren im Hinblick auf ihn erledigt.“ Der Kläger wollte gerichtlich klären lassen, ob Joseph Ratzinger und andere Münchner Erzbischöfe durch ihr Tun oder Unterlassen im Zusammenhang mit einem durch Missbrauchsvorwürfe belasteten Priester schadensersatzpflichtig sind.

Lindner: Ein nicht unumstrittener Intellektueller

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat Papst Benedikt XVI. als „eine geschichtsträchtige Persönlichkeit“ gewürdigt. Er sei ein nicht unumstrittener Intellektueller gewesen, erklärte Lindner auf Twitter. „Heute aber gedenken wir seiner als Menschen.“

Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Friedrich Merz (CDU), hat das Lebenswerk des gestorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. gewürdigt. „Papst Benedikt hat vor allem in seinem Heimatland Deutschland eine neue Hinwendung zur katholischen Kirche über alle Generationen hinweg auslösen können“, erklärte der CDU-Vorsitzende am Samstag in Berlin. „Wir verneigen uns in Trauer und Dankbarkeit vor dem Lebenswerk des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI.“

Malteser und Missio trauern um emeritierten Papst Benedikt

Der Malteser Hilfsdienst trauert um sein Ehrenmitglied, den emeritierten Papst Benedikt XVI. Benedikt sei nicht nur einer der größten Theologen des 20. Jahrhunderts gewesen, sondern auch ein großer Freund und Förderer der Malteser, erklärte Präsident Erich Prinz zu Lobkowicz am Samstag in Köln. Bei seinen Deutschlandbesuchen und beim Weltjugendtag 2005 hatten die Malteser ihn als Sanitätsgarde begleitet. Seit 2007 war Benedikt Ehrenmitglied des Malteser Hilfsdienstes.

Das Internationale katholische Missionswerk missio Aachen trauert um den verstorbenen Benedikt XVI. „Er war als Papst ein wichtiger Förderer der rund 120 Päpstlichen Missionswerke missio weltweit“, erklärte der Präsident von missio Aachen, Dirk Bingener, am Samstag in Aachen. Mit Dankbarkeit erinnere sich man sich etwa an den Einsatz von Benedikt XVI. für ehemalige Kindersoldaten und deren Rehabilitation.

„Wir sind Kirche“: Ein höchst widersprüchlicher Theologe

Die Initiative Wir sind Kirche sieht den verstorbenen ehemaligen Papst Benedikt XVI. als höchst widersprüchlichen Theologen, der die römisch-katholische Kirche über Jahrzehnte in rückwärtsgewandter Weise geprägt habe. Seinem Nachfolger Papst Franziskus und der ganzen Kirche habe er mit einem Klima der Angst und einem theologischen Stillstand ein schweres Erbe hinterlassen, das bis heute nachwirke, erklärte die Initiative am Samstag in München.

Während Joseph Ratzinger als junger Theologe und Berater die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) mitgeprägt habe, habe er sich später in seinen 31 Jahren im Vatikan als ein von Misstrauen getriebener und in Angst erstarrter Theologe erwiesen. „Sein anerkennenswerter Rücktritt im Jahr 2013 hat das Papstamt entmystifiziert. Folgerichtig wäre es allerdings gewesen, wenn er auch in den Kardinalsstand oder Bischofsstand zurückgetreten wäre und die weiße Soutane abgelegt hätte“, erklärte „Wir sind Kirche„.

Anglikaner-Oberhaupt Welby: Benedikt XVI. war großer Theologe

Der anglikanische Erzbischof Justin Welby hat Benedikt XVI. als „einen der größten Theologen seiner Zeit“ gewürdigt. Der emeritierte Papst, der am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren gestorben ist, sei „dem Glauben der Kirche verpflichtet und standhaft in ihrer Verteidigung“ gewesen, erklärte das Oberhaupt der Anglikanischen Weltgemeinschaft am Samstag. „Es war überdeutlich, dass Christus die Wurzel seines Denkens und die Grundlage seines Gebets war.“

In Papst Benedikts langem Leben und Dienst für Christus habe es viele tiefgreifende Veränderungen in der Kirche und in der Welt gegeben, so der Erzbischof von Canterbury weiter. „Er durchlebte das NS-Regime in Deutschland und diente kurzzeitig im Zweiten Weltkrieg. Als jüngerer Theologe und Priester hat er die Diskussionen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) hautnah miterlebt. Als Professor und dann als Erzbischof lebte er im geteilten Deutschland, erlebte aber auch den Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung seiner Heimat“, so Welby.

Weiter würdigte Welby Benedikts Rücktritt 2013 als „mutigen und demütigen Schritt“, mit dem er „die menschliche Schwäche, die uns alle betrifft“, anerkannt habe. „Papst Benedikt strebte in seinem Leben und Wirken danach, Menschen zu Christus zu führen. Möge er nun in Christi Frieden ruhen und mit allen Heiligen in Herrlichkeit auferstehen“, so Welby.

Rabbiner: Benedikt XVI. hat es Juden nicht leicht gemacht

Rabbiner Walter Homolka hat zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. an dessen teils konfliktbelasteten Dialog mit dem Judentum erinnert. „Er hat es uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht. Er vermittelte stets ein triumphales Bild der Kirche. Ihr Glanz gründet im auferstandenen Christus als dem Neuen, das das jüdische Umfeld Jesu hinter sich lässt“, sagte Homolka der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Samstag in Berlin. „Aus einem gemeinsamen geistlichen Erbe ergab sich für Benedikt XVI. noch keine substanzielle Nähe. Für ihn haben wir Juden die entscheidende Wendemarke im Bund mit Gott nicht mitvollzogen“, so Homolka weiter. „Erst durch Christus erhalte dieser Bund seine endgültige Gestalt.“

Homolka erläuterte: „Benedikt XVI. hat nicht daran geglaubt, dass Juden und Christen das Trennende selbst überwinden könnten. Aus dem Gegensatz der Überzeugungen dürfe aber keine Feindschaft entstehen. Er sah darin vielmehr eine Kraft des Friedens. Für einen glaubwürdigen Dialog hat dies nicht gereicht. Wohl aber für ein respektvolles Miteinander.“ 2008 hatte Benedikt XVI. die Karfreitagsfürbitte für den alten lateinischsprachigen Ritus erneuert. Darin wird darum gebetet, dass die Juden „Jesus Christus als den Retter aller Menschen erkennen“. Dies war von jüdischer Seite heftig kritisiert worden. Zuletzt hatte 2018 ein Text des damals schon emeritierten Papstes mit Anmerkungen zum Judentum für Irritationen gesorgt.

rwm/kna

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