Kölner Kirchenrichter nach Nazi-Vergleich entpflichtet

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat den in die Kritik geratene Theologen Gero Weishaupt endgültig als Richter am Kölner Kirchengericht entpflichtet.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat den in die Kritik geratene Theologen Gero Weishaupt endgültig als Richter am Kölner Kirchengericht entpflichtet. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Amtsblatt der Erzdiözese hervor. Nach Nazi-Vergleichen hatte Weihbischof Ralf Steinhäuser  Weishaupt bereits vergangenen Februar von seinem Dienst beurlaubt worden.

Schon Weihbischof Steinhäuser beurlaubte Kirchenrichter mit sofortiger Wirkung

Auf Facebook hatte Weishaupt einen Bericht der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über die von Woelki geförderte Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) kritisiert. Über den Artikel, den das Internetportal domradio.de veröffentlichte, schrieb er: „eine propagana (!), wie wir sie seit Göbbels (!) kennen“. Nicht-öffentlich und nur für „Freunde“ sichtbar beklagte Weishaupt sich zudem in einem weiteren Post auf seiner persönlichen Facebookseite: „Das Domradio … stösst (!) mit seiner antikirchlichen Berichterstattung dem Kardinal (Woelki, d. Red.) einen Dolch in den Rücken. Brutus lässt grüssen (!). Es macht sich zum Propaganaorgan (!) des antikirchlichen Linkskatholizismus. Göbbels (!) lässt grüßen.“ Reichspropagandaminister Joseph Goebbels war einer der einflussreichsten Politiker des Nationalsozialismus.

Weishaupt war seit 2013 Diözesanrichter am erzbischöflichen Offizialat des Erzbistums Köln und lehrt unter anderem seit 2015 als Dozent für Kirchenrecht und kirchliche Dokumente am Theologischen Institut des Bistums Roermond. Zudem ist der Priester Lehrbeauftragter für lateinische Kirchentexte an der Päpstlichen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz bei Wien.

Klaus Pfeffer: „Solchen furchtbaren Entgleisungen muss klar und deutlich widersprochen werden“

„Es ist nichts Neues, wenn aus rechtskatholischen Kreisen mit hoher Aggressivität und üblen persönlichen Angriffen gegen Menschen agitiert wird, die andere Auffassungen vertreten“, kommentierte der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer seinerzeit auf seiner Facebook-Seite die Äußerungen Weishaupts. „Ein Blick auf bestimmte Internet-Portale oder in manche Kommentarspalten genügt. Dass allerdings ein Priester und Kirchenrichter das Kölner Domradio und damit deren Mitarbeitende mit einem Nazi-Vergleich attackiert, ist völlig inakzeptabel. Solchen furchtbaren Entgleisungen muss klar und deutlich widersprochen werden!“

Der damals im Amt befindliche Übergangsverwalter im Erzbistum Köln, Weihbischof Rolf Steinhäuser, beurlaubte den Kirchenrechtler mit sofortiger Wirkung. Er erklärte, die Ausdrucksweise und die Vergleiche seien für einen katholischen Priester unangemessen und inakzeptabel. Mit seinen Äußerungen habe Weishaupt dem Erzbistum schweren Schaden zugefügt, deshalb könne er seine Aufgabe als Diözesanrichter nicht mehr fruchtbar ausüben.

Anfang 2020 hatte die Erzdiözese eine frühere Ordenshochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin übernommen und baut diese nun als KHKT in Köln neu auf. Das Projekt steht in der Kritik, weil seine Finanzierung ungeklärt ist und es gegen einen völkerrechtlichen Vertrag zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Vatikan verstoßen könnte. Steinhäuser vertrat Woelki während dessen Auszeit von Oktober 2021 bis Anfang März 2022. In die Pause hatte Papst Franziskus den Erzbischof geschickt, nachdem er im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung in eine Vertrauenskrise geraten war. Der Papst verlangte auch ein Rücktrittsgesuch von Woelki; über dieses hat Franziskus aber noch nicht entschieden.

rwm/kna