Erstmals bundesweites Netzwerk von Missbrauchsbetroffenen

Betroffene sexualisierter Gewalt wollen sich erstmals in Deutschland zu einem bundesweiten Netzwerk zusammenschließen.

Betroffene sexualisierter Gewalt wollen sich erstmals in Deutschland zu einem bundesweiten Netzwerk zusammenschließen. Das Netzwerk „Aus unserer Sicht“ soll Plattform und öffentliche Stimme von Betroffenen sein, wie die Gründungsmitglieder am Dienstag mitteilten. Beteiligen können sich Menschen ab 16 Jahren, die von sexualisierter Gewalt in Institutionen oder in anderen Kontexten wie in der Familie betroffen sind.

Auf der Homepage www.aus-unserer-sicht.de ist dazu ein Fragebogen abrufbar, den Betroffene nutzen können, um Ideen zu äußern und am Netzwerk mitzuwirken. Bereits im November soll ein erster digitaler Kongress stattfinden.

Ebenfalls in diesem Jahr wollen die Betroffenen einen unabhängigen Verein gründen. Dieser soll demnach mit regelmäßigen Aktionen die Vernetzung Betroffener fördern. Dazu gehören bundesweite und internationale Kongresse, regionale Tagungen, Qualifizierungsmodule und kleinere Austauschformate.

Gründungsmitglieder sind sechs Betroffene sowie Mitarbeiter des Trägervereins N.I.N.A. Der Trägerverein erhält für 2023 von der unabhängigen Missbrauchsbeauftragten Kerstin Claus 300.000 Euro zur Unterstützung des Netzwerks. Für 2024 gibt es nach eigenen Angaben noch keine finanziellen Zusagen.

N.I.N.A. steht für Nationale Infoline, Netzwerk und Anlaufstelle zu sexualisierter Gewalt an Mädchen und Jungen. Der Verein setzt sich nach eigenen Angaben seit 2005 dafür ein, den Schutz von Mädchen und Jungen zu verbessern. Seit Mai 2014 hat er die Trägerschaft und fachliche Leitung vom bundesweiten Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch übernommen.

Zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks gehören unter anderem Renate Bühn und Tamara Luding, die beide dem bundesweiten Betroffenenrat angehören, sowie Ingo Fock, der 2003 den Verein gegen Missbrauch gründete.

Luding betonte, mit dem Netzwerk solle Betroffenen auf gesellschaftlicher und politischer Ebene Gehör verschafft werden. Bühn erklärte, der Zugang zur Mithilfe solle einfach und möglichst barrierefrei sein, damit sich auch Menschen mit Behinderungen beteiligen könnten.

kna