Bald ein Jahr nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens für die Erzdiözese München und Freising zieht der Sprecher des Münchner Betroffenenbeirats, Richard Kick, ein gemischtes Fazit.
München – Bald ein Jahr nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens für die Erzdiözese München und Freising zieht der Sprecher des Münchner Betroffenenbeirats, Richard Kick, ein gemischtes Fazit. Seither habe sich durchaus eine „ganze Menge“ getan, sagte Kick in einem am Freitag in München veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Veranstaltungen hätten stattgefunden, ebenso eine Anhörung Betroffener, zudem sei in der Kirche von Unterwössen ein Erinnerungsort eingerichtet worden. Ferner seien 57 neue Fälle bekanntgeworden; „bei einigen handelt es sich aber nur um sogenannte Grenzüberschreitungen“, erklärte der Sprecher.
Für die Zukunft der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch setzt Kick vor allem auf die Politik. Er hoffe darauf, „dass es bald eine vom Freistaat eingerichtete Anlaufstelle für Missbrauchsbetroffene gibt, aus allen gesellschaftlichen Bereichen, nicht nur zentral in München oder in den Großstädten, sondern flächendeckend in ganz Bayern“. Als gut wertete der Sprecher die Zusammenarbeit mit der aktuellen Leitung der Münchner Bistumsverwaltung, mit Generalvikar Christoph Klingan und Amtschefin Stephanie Herrmann: „Da spüren wir starke Unterstützung.“
Kardinal Reinhard Marx beansprucht laut Kick bei dem Thema eine „gewisse Lernkurve für sich. Wir Betroffenen würden uns wünschen, dass diese noch weiter nach oben geht.“ Aus Gesprächen mit Betroffenen habe er entnommen, dass es deren sehnlichster Wunsch sei, der Kardinal möge sich persönlich bei ihnen entschuldigen, dass er Verantwortung übernehme für das, was ihnen vielleicht vor 40 Jahren passiert sei. „Er war zwar damals noch gar nicht zuständig, aber er spricht heute selbst davon, dass er sich in einer institutionellen Verantwortung sieht.“
Die Erzdiözese München und Freising wird am 17. Januar anlässlich „Ein Jahr neues Missbrauchsgutachten“ im Rahmen einer Pressekonferenz in München Stellung nehmen. Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatte dieses Gutachten damals für das Erzbistum erarbeitet. Abends findet außerdem in der Katholischen Akademie eine Podiumsveranstaltung unter dem Titel „Von Aufarbeitung und Reformbemühungen: Was haben die Kirchen und ihre Verantwortlichen für die Zukunft gelernt?“ statt.