Papst wendet sich gegen „unnütze Debatten“ in der Kirche

 Papst Franziskus hat die katholische Kirche aufgerufen, sich nicht in „unnütze Debatten“ zu verlieren; stattdessen solle sie sich auf die Verkündigung der Liebe Gottes konzentrieren.
Vatikanstadt – Papst Franziskus hat die katholische Kirche aufgerufen, sich nicht in "unnütze Debatten" zu verlieren; stattdessen solle sie sich auf die Verkündigung der Liebe Gottes konzentrieren. In einer Grundsatz-Predigt zum Bibelsonntag erläuterte der Papst am Sonntag im Petersdom, wie er den Auftrag der Kirche versteht. Franziskus betonte, dass Jesus "Grenzen auflöst", wenn er sagt, dass "die Barmherzigkeit Gottes für alle und nicht nur für die Gerechten da ist".

Papst Franziskus. –Foto: © Jorge Silva | Dreamstime.com

Papst Franziskus hat die katholische Kirche aufgerufen, sich nicht in „unnütze Debatten“ zu verlieren; stattdessen solle sie sich auf die Verkündigung der Liebe Gottes konzentrieren. In einer Grundsatz-Predigt zum Bibelsonntag erläuterte der Papst am Sonntag im Petersdom, wie er den Auftrag der Kirche versteht. Franziskus betonte, dass Jesus „Grenzen auflöst“, wenn er sagt, dass „die Barmherzigkeit Gottes für alle und nicht nur für die Gerechten da ist“.

Dies gelte genauso für die Kirche: „Es darf nicht passieren, dass wir einen Gott mit einem weiten Herzen verkünden und eine Kirche mit engem Herzen sind“, betonte der Papst. Abweichend vom Predigtmanuskript fügte er hinzu: „Das wäre, ich erlaube mir das zu sagen, ein Fluch!“ Mit Nachdruck wandte sich Franziskus dagegen, dass die Kirche „die Rettung für alle predigt und gleichzeitig den Weg versperrt, um zu diesem Heil zu gelangen“.

Ebenso wenig dürfe es sein, dass „wir wissen, dass wir berufen sind, das Reich Gottes zu verkünden und doch sein Wort außer Acht lassen, indem wir uns in zweitrangigen Aktivitäten verlieren – und in unnützen Debatten“. Auch die Warnung vor unnützen Debatten fügte der Papst zu seiner vorbereiteten Predigt hinzu und verlieh ihr damit besonderen Nachdruck.

Weiter sagte der Papst in Anwesenheit von rund 100 Bischöfen und Kardinälen: „Wir alle, auch die Hirten der Kirche, stehen unter der Autorität des Wortes Gottes. Wir unterstehen nicht unserem persönlichen Geschmack, unseren Tendenzen und Präferenzen, sondern unter dem einen Wort Gottes. Es formt uns, es bekehrt uns und es verlangt von uns, dass wir einig sind in der einzigen Kirche Christi.“

In den vergangenen drei Wochen hatten in Rom nach dem Tod des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. mehrere konservative Kardinäle und Bischöfe mit kontroversen Veröffentlichungen Aufmerksamkeit erregt. Unter anderem kritisierten sie Personalentscheidungen und Reformbeschlüsse des seit knapp zehn Jahren amtierenden Papstes. Die Einlassungen wurden von Beobachtern als Indizien für einen theologischen Richtungsstreit in der Kirche interpretiert. Zuletzt war am Samstag eine scharfe Kritik des konservativen Hardliners Kardinal Müller an der Amtsführung des amtierenden Papstes öffentlich geworden.

Der Papst verteidigte in der Predigt seine Sicht vom Auftrag der Kirche und rief sie auf, von Jesus zu lernen. Die Kirche müsse das Wort Gottes ins Zentrum stellen, die Grenzen weiter machen, sich den Menschen öffnen und ihnen erfahrbare Begegnungen mit Gott ermöglichen. Dabei wisse sie, dass Gottes Wort „nicht in abstrakten und statischen Formeln erstarrt“ sei. Vielmehr befinde es sich „in der Dynamik einer Geschichte, die aus Menschen, Ereignissen, Worten, Handlungen, Entwicklungen und Spannungen besteht.“

Im Rahmen des Gottesdienstes berief der Papst feierlich sechs Frauen und vier Männer aus unterschiedlichen Ländern zu Lektoren und Katechisten. Das kirchliche Amt der Katechisten, die als Laien das Wort Gottes verkünden, hatte der Papst im Mai 2021 neu geschaffen. Zuvor gab es Katechisten bereits in Lateinamerika und Afrika, allerdings ohne offiziellen kirchlichen Status. Die rituelle Formel der „Einsetzung“ in das neue kirchliche Amt wurde eigens für den Gottesdienst im Petersdom geschaffen.

kna