Kirche kann in Peru zum Schlüssel in der Krise werden

Auch am Wochenende gab es in dem südamerikanischen Land erneut Unruhen. Papst Franziskus rief zu Dialog auf, Erzbischof Cabrejos fordert rasche Neuwahlen. Die Bischöfe bieten Vermittlung an.

Die Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, weltberühmtes Touristenziel, ist geschlossen, nach Ausschreitungen im benachbarten Cusco nicht mehr erreichbar; die Bergbaumine Antapaccay geplündert. Trotz aller Aufrufe zu Dialog gab es in Peru auch am Wochenende wieder heftige Auseinandersetzungen.

Seit Wochen versuchen Demonstranten gezielt, Flughäfen zu besetzen. Der Tourismus in der Region, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, ist zum Erliegen gekommen. Das Bergbau-Unternehmen Antapaccay kündigte an, die Arbeiten im Kupfer-, Gold-, und Silberbergbau in der Mine im Süden des Landes nach einem gewaltsamen Angriff und Plünderungen der Infrastruktur vorerst einzustellen. Es sei Eigentum der Belegschaft wie auch des Unternehmens gestohlen worden.

Die Kirche in Peru hat Vermittlung angeboten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Miguel Cabrejos von Trujillo, bekräftigte laut Medienberichten vom Wochenende die Bereitschaft der Kirchenvertreter, „Brücken zwischen Legislative, Exekutive, Zivilgesellschaft und protestierenden Gruppen zu bauen“. Man sei bereit, „mit allen zu sprechen, wenn wir gebeten werden“.

In einem Interview mit RPP Noticias kritisierte Cabrejos das Verhalten einiger Kongressabgeordneter: „Wie kann man Urlaub machen, wenn das eigene Haus brennt? Peru ist in Aufruhr“. Zugleich rief der Erzbischof die Parlamentarier auf, rasch einen Termin für vorgezogene Neuwahlen festzulegen. Es könne jetzt nicht um Egoismen gehen; das Wohl Perus müsse im Fokus stehen.

Auch Papst Franziskus rief die verfeindeten politischen Lager des südamerikanischen Landes am Wochenende zu Dialog und Frieden auf. Auf dem Petersplatz sagte er am Sonntag: „Die Gewalt erstickt die Hoffnung auf eine gerechte Lösung der Probleme!“ Auf Spanisch schloss sich Franziskus dem Appell der peruanischen Bischöfe an und rief: „Nein zu Gewalt, ganz egal woher sie kommt! Schluss mit dem Töten!“ Die Regierung in Lima dankte dem Papst auf Twitter und erklärte, genau das sei auch ihr Weg: „Beendigung aller Gewaltakte und Dialog zwischen Brüdern derselben Nation“.

Die Unruhen in Peru begannen nach der Absetzung des linksgerichteten Ex-Präsidenten Pedro Castillo Anfang Dezember. Bislang kamen mehr als 50 Menschen ums Leben, die meisten aufseiten der Demonstranten. Hunderte Polizisten wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft hatte ermittelt und Castillo vorgeworfen, ein Korruptionsnetzwerk aufgebaut zu haben. Der Kongress stimmte einem Misstrauensantrag zu und wählte anschließend Vizepräsidentin Dina Boluarte zur neuen Präsidentin. Sie schlug Neuwahlen 2024 vor. Die Demonstranten fordern Boluartes Rücktritt, sofortige Neuwahlen und eine Verfassungsreform.

Von Tobias Käufer (KNA)