Zur „Judensau“ am Regensburger Dom ist am Montag eine neue Hinweistafel enthüllt worden.
Regensburg – Zur „Judensau“ am Regensburger Dom ist am Montag eine neue Hinweistafel enthüllt worden. Sie bezeichnet die Schmähplastik als „zu Stein gewordenen Antisemitismus“ und klärt in Deutsch und Englisch über deren Bedeutung auf. Damit distanzieren sich der Freistaat Bayern als Eigentümer der Kathedrale und die Diözese Regensburg als Nutzer von dieser judenfeindlichen Darstellung aus dem späten Mittelalter.
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte, der in Regensburg eingeschlagene Weg könne Vorbild zur Auseinandersetzung mit ähnlichen Schmähplastiken sein. In Bayern gibt es solche Darstellungen etwa in der evangelischen Sebalduskirche in Nürnberg und am Burgtor der Cadolzburg, die ebenfalls dem Freistaat gehört.
Auf Initiative des bayerischen Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle (CSU) hatten sich landesweit und lokal bei einem Runden Tisch Verantwortliche der Jüdischen Gemeinden, christlichen Kirchen und staatlicher Stellen gemeinsam Gedanken über den Umgang mit dem historischen Erbe gemacht.
Spaenle sagte am Montag, die belastete Vergangenheit werde nachhaltig aufgearbeitet. „Wir machen den Ort zu einem Erinnerungsort. Die Skulptur soll alle Menschen mahnen, gegen jede Form von Propaganda, Hass und Ausgrenzung vorzugehen.“
Die Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde in Regensburg, Ilse Danziger, sagte, mit der neuen Hinweistafel könne die Diskussion um die Schmähplastik aus dem 14. Jahrhundert „endlich ein Ende finden“. Dompropst Franz Frühmorgen bezeichnete das Miteinander mit den anderen Beteiligten als „außerordentlich gut“.
Hauptverfasserin des Informationstextes ist Eva Haverkamp-Rott, Professorin für mittelalterliche jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Via QR-Code verweist die Tafel auf die Internetseite des Antisemitismusbeauftragten. Dort finden sich weitere Informationen über judenfeindliche Darstellungen an historischen Gebäuden und zur Geschichte der ältesten jüdischen Gemeinde Bayerns in Regensburg.
Schmähplastiken dieser Art gibt es an Kirchen und weltlichen Gebäuden in ganz Europa. Im „Handbuch des Antisemitismus“ heißt es, nachweisbar seien 48 plastische Abbildungen. Die Mehrzahl von ihnen sei stark verwittert oder beschädigt. Das Motiv sei ab dem Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert reproduziert worden: auf Drucken, in antisemitischen Hetzschriften, auch auf Spielkarten. Im Laufe der Zeit seien die Varianten immer obszöner geworden. In der christlichen Ikonographie ist das Schwein ein Symbol für den Teufel, den Juden gilt das Tier als unrein.