Unterschiedliche Sichtweisen auf Rolle von Christen in Europa

Welche Bedeutung haben Christen und der Glaube heute in Europa? In Gottesdiensten anlässlich des Todestages Kaiser Karls des Großen gaben ein Erzbischof und ein Kardinal unterschiedliche Antworten.
Unterschiedliche Sichtweisen auf Rolle von Christen in EuropaWelche Bedeutung haben Christen und der Glaube heute in Europa? In Gottesdiensten anlässlich des Todestages Kaiser Karls des Großen gaben ein Erzbischof und ein Kardinal unterschiedliche Antworten.
Frankfurt/Aachen – Anlässlich des Todestages Kaiser Karls des Großen haben sich hohe Kirchenvertreter mit der Rolle von Christen und dem Glauben in Europa beschäftigt. So können Christinnen und Christen nach Auffassung des Luxemburger Kardinals Jean-Claude Hollerich große Ausstrahlung in Europa haben. Er sprach am Sonntag in einem Gottesdienst zum Karlsfest im Aachener Dom. Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, ist der christliche Glaube dagegen für die meisten Menschen in Europa heute nahezu irrelevant. Er predigte am Samstagabend beim traditionsreichen Karlsamt im Frankfurter Dom.

Kardinal Jean-Claude Hollerich (Foto: Erzbistum Luxemburg)

Anlässlich des Todestages Kaiser Karls des Großen haben sich hohe Kirchenvertreter mit der Rolle von Christen und dem Glauben in Europa beschäftigt. So können Christinnen und Christen nach Auffassung des Luxemburger Kardinals Jean-Claude Hollerich große Ausstrahlung in Europa haben. Er sprach am Sonntag in einem Gottesdienst zum Karlsfest im Aachener Dom. Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, ist der christliche Glaube dagegen für die meisten Menschen in Europa heute nahezu irrelevant. Er predigte am Samstagabend beim traditionsreichen Karlsamt im Frankfurter Dom.

Hollerich sagte, dass Christen gemeinsam mit „allen Menschen guten Willens“ in der Lage seien, der Politik ein menschliches Angesicht zu geben. „Wir haben die Botschaft des Evangeliums, die für Europa wichtig ist, und können es wagen, das Evangelium auch politisch und sozial zu leben.“

Der Glaube sei keine Privatsache, sondern müsse immer ausstrahlen, um die Welt zu verändern. Den Glauben zu bekennen bedeute aber nicht, gegenüber anderen den Zeigefinger zu erheben, sondern in Familie, Beruf und Gesellschaft demütig zu leben, betonte Hollerich. „Christen bekennen die meiste Zeit durch Handeln und nicht nur durch das Wort.“

Sie müssten vor allem Liebe und Engagement für alle aufbringen, die vertrieben und auf der Flucht seien. Hollerich kritisierte die Flüchtlingspolitik der EU: „Da hat Europa ein sehr kaltes Herz und versteht nicht mehr die Not der Menschen.“ Europa habe aber auch Großes geleistet, und Karl der Große würde sich über die Europäische Union freuen. „Ein kleiner Kompromiss zwischen Staaten ist besser als Feindseligkeit.“

Der Reimser Erzbischof de Moulins-Beaufort zeichnete ein anderes Bild: Der christliche Glaube gebe der Mehrheit der Menschen in Europa „keine Grundlage mehr für ihr Leben, ihr Handeln, für die Abwägung von Entscheidungen, für ihre Vorstellungen von der Welt“. Er sei für viele Menschen in Europa „nur noch ein Teil des kulturellen Erbes“, und nur noch wenige seien darauf bedacht, im Glauben „eine lebendige Quelle zu suchen“.

Vielen gelte die Kirche „als Relikt der Vergangenheit“ und werde als eher lästig eingeschätzt. Die katholische Kirche erscheine vielen Menschen „sogar als eine beunruhigende Kraft, deren gesellschaftlicher Nutzen durch die bisher vertuschten Verbrechen, die in ihrem Inneren begangen wurden, weitgehend geschmälert wird“.

Die katholische Kirche im heutigen Europa könne nicht mehr die Kraft sein, die die Bewohner vereine. Sie gleiche vielmehr dem in der Bibel beschriebenen „kleinen Rest“ Israels, also einem „kleinen gedemütigten und bescheidenen Rest, der jedoch Träger einer Verheißung für die gesamte Menschheit wird“.

Den Gottesdienst im Bartholomäusdom zu Ehren von Karl dem Großen (um 748 bis 814) gibt es seit 1332. Die katholische Kirche in Frankfurt erinnert jeweils am letzten Januarsamstag an Kaiser Karl den Großen, der am 28. Januar 814 starb. Er wird als Gründervater Europas verehrt und ist Patron der Stadt und des Kaiserdoms. In Aachen, wo der Kaiser starb, wird das Karlsfest ebenfalls jährlich am letzten Januar-Sonntag eines Jahres gefeiert.