Viele Eltern in Deutschland sind laut einer Umfrage in Sorge um ihre Kinder wegen schlimmer Erfahrungen im Netz.
Berlin – Viele Eltern in Deutschland sind laut einer Umfrage in Sorge um ihre Kinder wegen schlimmer Erfahrungen im Netz. 77 Prozent bestätigten in dem am Dienstag veröffentlichten „Jugendmedienschutzindex 2022“ derartige Sorgen, wie die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) in Berlin mitteilte. Bei den Heranwachsenden selbst seien es nur 44 Prozent. Obwohl Eltern besorgter seien als noch vor fünf Jahren, gehe ihr aktives medienerzieherisches Handeln zurück. Es scheine ihnen schwerzufallen, die richtige Balance zwischen Schutz und Ermöglichung zu finden.
Die Ergebnisse der Studie zeigten zudem, dass sich Eltern besonders um den Kontakt zu Fremden und den Zugang zu verstörenden Inhalten sorgten. Dagegen beunruhige Kinder und Jugendliche vor allem das Verhalten anderer Heranwachsender. Durch den aktuellen Jugendmedienschutzindex wird laut FSM-Geschäftsführer Martin Drechsler deutlich, dass niedrigschwellige Aufklärungs- und Unterstützungsangebote ausgebaut werden müssen.
Im Vergleich zur ersten repräsentativen Erhebung 2017 sei die Anzahl der Heranwachsenden, die mit bestimmten Risiken in Berührung gekommen seien, größtenteils gestiegen. Zu den meistgenannten Risiken gehören laut FSM: zu viel Zeit im Internet verbringen (72 Prozent), mit zu viel Werbung in Berührung kommen (58 Prozent), online mit verstörenden Inhalten in Berührung kommen (48 Prozent), im Netz Personen kennenlernen, denen man nicht trauen kann (46 Prozent), von anderen online belästigt werden (45 Prozent) und von anderen online gemobbt zu werden (43 Prozent).
Claudia Lampert vom Leibniz-Institut für Medienforschung Hans-Bredow-Institut (HBI), das die Studie mit durchführte, erläuterte: „Die Herausforderungen der Online-Nutzung für Kinder und Jugendliche verlagern sich immer deutlicher auf Interaktionssituationen.“
Die befragten Eltern und Jugendlichen hätten zudem mehrheitlich angegeben, dass ihnen der Jugendmedienschutz wichtiger sei als ein freier Zugang zu allen Online-Angeboten. Es zeigten sich jedoch Konflikte zwischen Schutz- und Teilhabeorientierung. So erlauben demnach 31 Prozent der Eltern ihrem Kind Online-Angeboten zu nutzen, bei denen sie Risiken sehen.
Insgesamt wurden den Angaben zufolge 805 Heranwachsende zwischen 9 und 16 Jahren und ihre Eltern im Zeitraum von März bis Mai 2022 vom HBI und JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis befragt.