Das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen hat die Privatsammlung einer Contergan-Geschädigten über den Medikamentenskandal übernommen.
Düsseldorf – Das Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen hat die Privatsammlung einer Contergan-Geschädigten über den Medikamentenskandal übernommen. Catia Monser, 1961 in Düsseldorf geboren, sammelte über fast fünf Jahrzehnte hinweg rund 100 Objekte, darunter Prothesen, Contergan-Originalverpackungen und Werbeartikel des Pharmaunternehmens Grünenthal, wie die Museumsstiftung am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Monser legte zudem eine Bibliothek mit rund 900 Büchern über den Skandal an, dokumentierte Pressematerialien und persönliche Aufzeichnungen und bewahrte Requisiten eines WDR-Fernsehfilms aus dem Jahr 2007 auf.
Der Contergan-Skandal solle ein Teil des kollektiven Gedächtnisses bleiben, sagte Monser. „Das ist nicht nur für uns Betroffene wichtig, sondern auch für künftige Generationen, um aus den Fehlern und Versäumnissen zu lernen, die das Leben unzähliger Geschädigter geprägt haben und noch heute prägen.“
Die Sammlung ermögliche es, „den Contergan-Skandal in seiner ganzen Komplexität darzustellen, mit all seinen medizinischen, juristischen, moralischen und menschlichen Facetten“, sagte Präsidiumsmitglied Gabriele Uelsberg. „Der Contergan-Skandal hatte weltweite Auswirkungen, geht aber von Nordrhein-Westfalen aus.“
Das Pharmaunternehmen Grünenthal aus Stolberg bei Aachen nahm im November 1961 sein Schlafmittel Contergan vier Jahre nach der Einführung vom Markt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass das Präparat bei Schwangeren verheerende Folgen haben konnte: Die Einnahme führte zu Totgeburten und bei etwa 5.000 bis 10.000 Säuglingen zu Missbildungen. Die weltweit noch rund 2.500 Betroffenen, davon etwa 2.230 aus Deutschland, sind heute um die 60 Jahre alt. Viele von ihnen leiden unter Schäden an Wirbelsäule, Gelenken und Muskulatur.
Einen Teil der Sammlung zeigt das Haus der Geschichte im Rahmen der Wanderausstellung „Museum Mobil. Wir suchen Ihre NRW-Geschichte“, die in den kommenden Jahren alle Kreise und kreisfreien Städte in NRW besuchen soll.