Theologe Halik: Deutsche Stimme bei Weltsynode wichtig

Der Religionsphilosoph Thomas Halik spricht sich für eine Überwindung von Vorurteilen anderer Länder gegen kirchliche Reformideen aus Deutschland  aus.
Theologe Halik: Deutsche Stimme bei Weltsynode wichtig

Thomas Halik –Foto: Petr Novák, Wikipedia/CC BY-SA 2.5

Für eine Überwindung von Vorurteilen anderer Länder gegen kirchliche Reformideen aus Deutschland spricht sich der Religionsphilosoph Thomas Halik aus. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte der tschechische Priester und Soziologe am Montag in Prag, es gebe das Vorurteil, wonach die deutschen Katholiken zu sehr auf die Veränderung der kirchlichen Institutionen setzten.

Wenn es solche Änderungen geben solle, müssten sie theologisch gründlich vorbereitet sein, erklärte Halik. Auch vor dem letzten Reformkonzil der katholischen Kirche vor 60 Jahren (Zweites Vatikanisches Konzil, 1962-1965) habe es eine ganze Generation von Theologen gebraucht, um die Erneuerung der Kirche vorzubereiten.

Halik warb dafür, die in Deutschland aufgeworfenen Fragen nicht zu tabuisieren, sondern sie öffentlich zu debattieren. Den Versammlungen des deutschen Synodalen Weges bescheinigte er, sie hätten „wichtige Fragen ganz scharf artikuliert“. Das gelte es ernst zu nehmen und es in einen weiteren Kontext zu stellen. In der Symphonie der Synode sei die Kirche in Deutschland eine „wichtige Stimme“.

Zur Forderung nach einer neuen katholischen Sexualmoral merkte Halik an, es sei „höchste Zeit, dass wir eine neue, tiefere theologische Anthropologie entwickeln“. Kirche müsse die neuen Erkenntnisse der Natur- und der Humanwissenschaften ernstnehmen. „Auch die Sexualität ändert sich in der Geschichte und in den kulturellen Kontexten“, betonte der renommierte Wissenschaftler. Die Kirche habe die sexuelle Revolution vor 50 Jahren als einen Schock erlebt und sei in eine bloße Verteidigungshaltung gegangen. Nun müsse sie den Dialog führen, auch mit Vertretern der Gender Studies.

Zum Selbstbild der Kirche im 21. Jahrhundert sagte Halik, das Bild von der Kirche „als Burg mit geschlossenen Festungsanlagen“ habe keine Perspektive. Die Aufgabe der Kirche sei die Verkündigung des Evangeliums; „und das geht immer nur durch Inkulturation, also im Dialog mit der gegenwärtigen Kultur“.

Die Kirche solle nicht Zeitgeist, Mode und Sprache der Welt einfach übernehmen, vielmehr müsse sie lernen, die Zeichen der Zeit zu verstehen, denn „das ist die Sprache Gottes, die Ereignisse, durch die sich Gott in der Gegenwart zeigt“. Im 19. Jahrhundert habe die Kirche auf die Moderne falsch reagiert und den Ausweg in einer Gegenkultur gesucht, erklärte Halik. In der heutigen Situation müsse sie einen anderen Weg gehen: „nicht eine billige Anpassung, sondern einen echten Dialog“.

kna