Ethikerin warnt vor „gefakten Beziehungen“ durch Pflegeroboter

Pflegebedürftige Menschen dürfen nach Worten der Ethikerin Constanze Giese nicht mit „gefakten Beziehungen“ zu einem Pflegeroboter abgespeist werden.
München – Pflegebedürftige Menschen dürfen nach Worten der Ethikerin Constanze Giese nicht mit "gefakten Beziehungen" zu einem Pflegeroboter abgespeist werden. Wenn Personen dies als "Beziehungsersatz" angeboten werde, ohne dass sie dies erkennen könnten, werde es ethisch problematisch, sagte Giese im Interview der Süddeutschen Zeitung (Wochenende). Die Kommunikation etwa mit Chatbots könne schon heute als "sehr real" erlebt werden. "Aber da ist dann ja niemand. Die Maschine hat kein echtes Interesse an mir."

Ein Roboter beim Puls messen –Foto: Devanthro

Pflegebedürftige Menschen dürfen nach Worten der Ethikerin Constanze Giese nicht mit „gefakten Beziehungen“ zu einem Pflegeroboter abgespeist werden. Wenn Personen dies als „Beziehungsersatz“ angeboten werde, ohne dass sie dies erkennen könnten, werde es ethisch problematisch, sagte Giese im Interview der Süddeutschen Zeitung (Wochenende). Die Kommunikation etwa mit Chatbots könne schon heute als „sehr real“ erlebt werden. „Aber da ist dann ja niemand. Die Maschine hat kein echtes Interesse an mir.“

„Als Beispiel für Roboter in Pflegeeinrichtungen gelten oft Serviceroboter“

Die Gesellschaft müsse sich fragen, was ihr wichtig sei, betonte Giese. „Als Beispiel für Roboter in Pflegeeinrichtungen gelten oft Serviceroboter, die Getränke verteilen und Menschen ans Trinken erinnern.“ Jedoch tränken viele Betroffene nicht einfach zu wenig, sondern seien zudem einsam. „Wenn ein Mensch das Getränk bringt, findet dabei immer Beziehung statt. Wenn ich das wegnehme, nehme ich Pflegequalität.“

Eine Alternative könnten Konzepte aus anderen Ländern sein, etwa aus Japan, wo Kitas und Seniorenheime unter einem Dach untergebracht würden. Auch sei es „eher unbedenklich“, wenn Unterhaltungselektronik bei gemeinsamen Aktivitäten genutzt werde, so die Ethikerin. „Wenn ein kleiner Roboter die Bewohner einer Einrichtung anregt, gemeinsam zu spielen und zu singen. Dann hilft die Technik, menschlichen Kontakt herzustellen, den die Bewohner nicht mehr herstellen können.“

Forschungsprojekt setzt auf Telerobotik

Ein Forschungsprojekt vom Telerobotik-Hersteller Devanthro, der Charité Berlin und dem FZI Forschungszentrum Informatik setzt unterdessen auf menschenähnlichen Telerobotiksysteme mit dem Titel „Roboter-Helfer in den eigenen vier Wänden – ermöglicht durch Telepräsenz und kooperative Regelung“ (TELESKOOP). Verfolgt wird hierbei jedoch kein KI-gestützter Ansatz mit autonom agierenden Pflegerobotern, stattdessen basiert das Forschungsprojekt auf „Shared Control“-Methoden. Pflegekräfte übernehmen mittels eines intuitiven, auf Augmented-Reality-Technologien aufbauenden Interfaces die Kontrolle eines Robodies, der vor Ort bei den Patientinnen verfügbar ist. So sei die Pflege auf Abruf verfügbar – ohne Reise- oder Wartezeiten und individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Gleichzeitig solle dadurch das Pflegepersonal physisch und psychisch im Arbeitsalltag entlastet werden.

Der Fokus der Forscher  liegt dabei auf der Entwicklung von neuartigen Methoden der Mensch-Maschine-Kooperation zur intuitiven Steuerung robotischer Systeme. „Mit diesem telemedizinischen Ansatz ermöglichen wir nicht nur Flexibilität, sondern können auch den persönlichen und vertrauensvollen Austausch zwischen der pflegebedürftigen Person und dem Pflegepersonal bewahren“, sagt Forschungsleiter Stefan Schwab. Er sei überzeugt, dass dieser Ansatz die jeweiligen Stärken von Mensch und Maschine optimal kombiniere.

Während des Forschungszeitraums kommen die Robodies bei Patienten zum Einsatz, die zu Hause wohnen und ambulant pflegebedürftig sind. Diese Personen brauchen zum Beispiel Unterstützung bei der Körperpflege, Hygiene und bei Alltagsaufgaben aufgrund körperlicher oder kognitiver Einschränkungen. Der Praxiseinsatz dieser körpernahen Aufgaben wird von der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité Berlin mit überwacht und unterstützt. Hauptaugenmerk liegt dabei auch in der Erfassung von Bedürfnissen der Patienten und Pflegenden beim Einsatz der Robodies,

rwm/kna