Historiker übt Kritik an öffentlich-rechtlichen Polit-Talkshows

Der Bonner Osteuropa-Historiker Martin Aust übt Kritik an Polit-Talkshows bei ARD, ZDF und Co zum Ukraine-Krieg.
Historiker übt Kritik an öffentlich-rechtlichen Polit-Talkshows

Prof. Martin Aust – Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn

Der Bonner Osteuropa-Historiker Martin Aust übt Kritik an Polit-Talkshows bei ARD, ZDF und Co zum Ukraine-Krieg. „Diese Talkshows geben nicht selten die Bühne ab für Teilnehmer, die sich ohne Osteuropa-Expertise zu dem Thema äußern“, sagte Aust am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

„Natürlich können und sollen sich zu diesem Krieg nicht nur ausgewiesene Experten des östlichen Europas äußern“, fügte Aust hinzu. „Aber es wäre schön, wenn sich manche Gäste dieser Talkshows einmal mit dem auseinandersetzen, was beispielsweise wir als Historikerinnen und Historiker beitragen.“

Dann, so Aust, würde auch die Vorstellung nüchterner eingeschätzt, „dass man mit Putin einen Friedensvertrag schließen könne, der tatsächlich verlässlichen Frieden brächte“. Ein Friedensvertrag würde lediglich bedeuten, dass die Kampfhandlungen beendet seien. „Das wäre für sich genommen natürlich ein großer Gewinn“, sagte der Wissenschaftler. „Aber die Ukraine bliebe zu Teilen unter russischer Besatzung, die Gewalt gegen Zivilisten ginge weiter. Und Putin würde einen solchen Vertrag als Ermunterung sehen, sein expansives Programm fortzusetzen.“

Vor diesem Hintergrund kritisierte Aust auch das von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierte „Manifest für den Frieden“. Beide wollten offenbar nicht sehen, was eine russische Besatzungsherrschaft in der Ukraine bedeute. „Solche und andere Dinge erkennt jedoch, wer sich näher mit den beiden Ländern beschäftigt. Aber das fehlt bei Wagenknecht und Schwarzer, ihre Einschätzung Putins ist naiv und das halte ich für problematisch.“ – Aust ist Vorsitzender des Verbandes der Osteuropahistorikerinnen und -historiker.

kna

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