Claus: Betroffenenberichte machen Ausmaß der Gewalt sichtbar

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, hat in einer ersten Stellungnahme die Studie zu Missbrauch in Mecklenburg begrüßt.
Claus: Betroffenenberichte machen Ausmaß der Gewalt sichtbar

©Barbara Dietl / www.dietlb.de

 Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, hat in einer ersten Stellungnahme die Studie zu Missbrauch in Mecklenburg begrüßt. Es sei positiv, dass diese Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche in der DDR in den Blick genommen wurden, sagte Claus am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Die knapp 150 Seiten umfassenden Studie über Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Mecklenburgs wurde am Freitag in Schwerin vorgestellt. Zugleich mache die Studie klar, dass die Aufarbeitung sexueller Gewalt auch von staatlicher Seite gestärkt werden müsse, so Claus.

Die Missbrauchsbeauftragte hob positiv hervor, dass die Untersuchung auch die jeweiligen Einflussmöglichkeiten, die es gegeben habe, um Maßnahmen zur Aufdeckung der Tat, zur Bestrafung der Täter und zur Prävention einzuleiten, beleuchte. Zudem machten bei der seit drei Jahren laufenden Untersuchung die detaillierten Interviews mit Betroffenen eindrücklich das Ausmaß der Gewalt, die Betroffene erfahren hätten, sichtbar.

Die Studie der Universität Ulm untersuchte Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch katholische Priester und andere Personen im Dienst der katholischen Kirche in der Zeit von 1946 bis 1989. Auf dem Gebiet des damaligen Bischöflichen Amtes Schwerin, das heute zum Erzbistum Hamburg gehört, war es laut früheren Untersuchungen zu teilweise besonders schweren Fällen gekommen.

Von etwa 40 ermittelten Betroffenen hatten sich demnach zehn Männer und drei Frauen zu Interviews bereit erklärt. Darin berichteten sie sowohl über sexuellen Missbrauch mit und ohne Körperkontakt wie auch über teils brutale körperliche Gewalt. Die durchschnittlichen Zeiträume, in denen die Kinder und Jugendlichen derartige Gewalt erlitten, betrug demnach gut fünf Jahre. Die Autoren der Studie gehen von einer hohen Dunkelziffer weiterer Betroffener aus. Die Forscherinnen hatten rund 1.500 kirchliche und staatliche Akten eingesehen – darunter 12 Stasi-Akten – sowie Gespräche in Gemeinden geführt.

kna