Gleiche Bezahlung für Frauen und Männer – bisher oft Wunsch statt Wahrheit. Darauf soll der Equal Pay Day aufmerksam machen. Das Ziel ist erreicht, wenn er auf den 1. Januar fällt. In diesem Jahr ist er am 7. März.
Bonn – Vor dem Equal Pay Day am Dienstag mehren sich die Rufe nach gleicher Bezahlung für Frauen und Männer. Momentan verdienen Frauen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer. Zudem sind mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in den fünf am schlechtesten bezahlten Berufen weiblich.
Der Equal Pay Day wird jedes Jahr neu festgelegt. Er markiert den Tag, bis zu dem Frauen von Jahresbeginn an länger arbeiten müssten, um für gleichwertige Arbeit gleichen Lohn zu bekommen. In diesem Jahr fällt er auf den 7. März. Die Anti-Diskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, will die Löhne durch strengere Gesetze angleichen. Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag) forderte sie eine Reform des Entgelttransparenzgesetzes.
Trotz des Gesetzes sei es für Frauen nach wir vor schwierig, Entgeltungleichheit konkret nachzuweisen: Das Auskunftsrecht gelte nur in größeren Unternehmen ab 200 Beschäftigten – „und es hat zu viele Schlupflöcher“. Es leuchte aber nicht ein, warum Frauen in einem kleinen Betrieb kein Recht darauf hätten, Auskunft über eventuelle Lohnungleichheiten zu bekommen, in größeren aber schon. Bei der im Koalitionsvertrag angekündigten „Weiterentwicklung“ müsse daher darauf geachtet werden, dass das Gesetz künftig in allen Unternehmen gelte.
Überfällig sei auch das im Koalitionsvertrag genannte Klagerecht für Verbände, fügte Ataman hinzu: „Ungleicher Lohn ist per Gesetz Diskriminierung. Deutschland kann es sich nicht leisten, Frauen im 21. Jahrhundert immer noch schlechter zu bezahlen.“
Im „Tagesspiegel“ (Montag) erklärte Famiien- und Frauenministerin Lisa Paus (Grüne), Deutschland müsse sich von einer männerdominierten Gesellschaft verabschieden: „Für mich ist das Patriarchat vorbei, wenn Frauen ökonomisch und politisch gleichgestellt sind, die Hälfte der Macht den Frauen gehört, und geschlechtsspezifische Gewalt nicht als individuelle Tat verharmlost wird.“
Mehr als 80 Prozent der Beschäftigten in den fünf am schlechtesten bezahlten Berufen sind Frauen. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, über die die „Rheinische Post“ (Montag) berichtet. In den am besten bezahlten Jobs dagegen seien weibliche Beschäftigte in der Minderheit.
Den Angaben zufolge liegt der Frauenanteil im Lebensmitteleinzelhandel, in Floristik und Körperpflege bei jeweils über 80 Prozent, in Gastronomie und Pferdewirtschaft bei rund 60 Prozent. In den fünf am höchsten entlohnten Berufen seien Frauen dagegen – mit Ausnahme der Ärztinnen – unterrepräsentiert. So gebe es in Flugzeugcockpits nur 6,5 Prozent Pilotinnen, bei den technischen Forschenden seien 14,8 Prozent weiblich und in Geschäftsführungen und Vorständen 22 Prozent.
Die Bruttogehälter der Medizinerinnen hätten im Schnitt bei mehr als 6.700 Euro monatlich gelegen. In Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie und Floristik seien es rund 2.000 Euro brutto gewesen, in der Körperpflege 1.736 Euro. Hinzu komme, dass gerade in Berufen, in denen Frauen besonders häufig tätig sind, die Teilzeitquote besonders hoch sei.