Als Reaktion auf den Vorwurf der Missbrauchsvertuschung verteidigt Polens Parlament den „guten Namen“ von Papst Johannes Paul II. (1978-2005).
Warschau – Als Reaktion auf den Vorwurf der Missbrauchsvertuschung verteidigt Polens Parlament den „guten Namen“ von Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Die Abgeordneten nahmen am Donnerstagabend mit 271 gegen 43 Stimmen (bei 4 Enthaltungen) einen entsprechenden Entschließungsantrag an. Die größte Oppositionsfraktion, die rechtsliberale Bürgerkoalition, boykottierte die Abstimmung.
Anlass war eine am Montagabend vom Privatsender TVN24 ausgestrahlte Fernseh-Doku. Darin wurde Johannes Paul II. beschuldigt, er habe als Erzbischof von Krakau vor seiner Papstwahl von Anschuldigungen sexuellen Kindesmissbrauchs gegen drei Geistliche gewusst, habe sie aber trotzdem weiter in Pfarreien arbeiten lassen. Für einen Priester schrieb Johannes Paul II. laut dem TV-Bericht ein Empfehlungsschreiben an den damaligen Wiener Kardinal Franz König, um ihn in eine österreichische Kirchengemeinde schicken zu können. Über die Vorwürfe gegen den Priester habe er König nicht informiert.
Die nationalkonservative Regierungspartei PiS legte dem Parlament darauf den Resolutionsentwurf vor. Darin heißt es: „Der Sejm der Republik Polen verurteilt entschieden die mediale schändliche Hetzjagd, die weitgehend auf Materialien des Gewaltapparates der Volksrepublik Polen basiert und gegen den großen polnischen Papst gerichtet ist, den heiligen Johannes Paul II.“ Es werde versucht, ihn mit Vorwürfen zu kompromittieren, „die selbst die Kommunisten nicht zu nutzen wagten“.
Damit stellten sich „die Autoren außerhalb des zivilisatorischen Kreises, zu dem Polen seit 1989 gehört“. Der frühere Papst wird in dem Text als „Symbol der Wiedererlangung der Unabhängigkeit und der Befreiung Polens aus der russischen Einflusszone“ gewürdigt.
Unterdessen beschwerte sich Polens Außenministerium beim US-Botschafter in Warschau, Mark Brzezinski, über den TV-Bericht. TVN24 gehört zum US-Konzern Warner Bros. Discovery. Das Ministerium in Warschau erklärte, die möglichen Folgen des Handelns des Senders seien „mit den Zielen der hybriden Kriegsführung identisch, die darauf abzielen, Spaltungen und Spannungen in der polnischen Gesellschaft zu erzeugen“. Zudem ist die Rede von einer „Schwächung der Fähigkeit der Republik Polen zur Abschreckung eines potenziellen Gegners und der Widerstandsfähigkeit gegenüber Bedrohungen“.