Bei Schüssen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas im Hamburger Stadtteil Alsterdorf sind am Donnerstagabend acht Menschen getötet und mehrere verletzt worden.
Hamburg – Bei Schüssen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas im Hamburger Stadtteil Alsterdorf sind am Donnerstagabend acht Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Die Hamburger Polizei teilte am späten Abend mit, es gebe noch keine weiteren Erkenntnisse zum Motiv oder zum Tathergang. Auch ob der oder die Täter unter den Toten sind, ist bisher nicht bekannt. Für Freitagmittag hat die Polizei eine Pressekonferenz angekündigt.
Die katholische Kirche in Hamburg rief am Abend zu Gebeten für die Opfer und deren Angehörige auf. Auf Twitter schrieb das Erzbistum Hamburg unter anderem: „In Hamburg sind mehrere Menschen Opfer eines brutalen Verbrechens geworden. Vieles ist noch unklar. Wir sind erschüttert. Gemeinsam beten wir.“ Man sei an diesem Abend erschüttert und schockiert, hieß es weiter: „Heute Abend sind wir bei denen, deren Leben sich innerhalb eines kurzen Augenblicks geändert hat. Wir sind bei denen, die verletzt sind und bei denen, die aus dem Leben gerissen wurden.“
Die „Zeugen Jehovas“ verstehen sich als christlich orientierte Religionsgemeinschaft. Die 1881 vom ehemaligen Adventisten-Prediger Charles Taze Russell in den USA gegründete Gruppierung zählt nach eigenen Angaben weltweit über acht Millionen Mitglieder, in Deutschland um die 170.000.
Die Lehre der „Zeugen Jehovas“ besteht aus einer eigenwilligen Interpretation biblischer Texte; im Mittelpunkt steht die schon mehrfach vorhergesagte „Schlacht von Harmagedon“, bei der Gott das „gegenwärtige System der Dinge“ und alle „Bösen“ vernichten werde.
Kritiker werfen der zentralistisch organisierten Wachtturmgesellschaft eine repressive Innenstruktur und totalitäres Verhalten vor. Die „Zeugen Jehovas“ verhinderten durch psychische Abhängigkeitsverhältnisse freie Persönlichkeitsentfaltung und schürten durch ihre Endzeit-Ideologie Angst. Auch die Erziehungsvorstellungen der Organisation und ihre detaillierten Vorschriften wie etwa die Verweigerung von Bluttransfusionen stehen in der Kritik. Außerdem fehle es an einem „Mindestmaß an Bejahung des Staates“ und der demokratischen Grundordnung.
kna