Der Sprecher des Betroffenenbeirats Richard Kick, zeigt sich vom Ergebnis der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft „ein Stück weit“ enttäuscht.
München – Der Sprecher des Betroffenenbeirats des Erzbistums München und Freising, Richard Kick, zeigt sich vom Ergebnis der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I „ein Stück weit“ enttäuscht. Es wäre positiv für alle Betroffenen gewesen, wenn der eine oder andere Kirchenverantwortliche auch zur Verantwortung gezogen worden wäre, wie Kick am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Die Verantwortlichen hätten nicht getan, was notwendig gewesen wäre.
Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass sie ihre Ermittlungen gegen kirchliche Verantwortungsträger der Erzdiözese München und Freising zum Thema Missbrauch eingestellt hat. Entweder seien die Taten verjährt gewesen, oder den Verantwortlichen – den früheren Münchner Erzbischöfen Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI.) und Friedrich Wetter sowie Generalvikar Gerhard Gruber – habe man keine Beihilfe nachweisen können. Sollten aber bisher anonym gebliebene Betroffene Anzeige in nicht verjährten Fällen erstatten, könnten Ermittlungen auch wieder aufgenommen werden, hieß es.
Kick erklärte, dass die Staatsanwaltschaft erst nach dem zweiten von dem Erzbistum München und Freising bei der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) in Auftrag gegebenen Missbrauchsgutachten tätig geworden sei. Es war im Januar 2022 veröffentlicht worden und bezog sich auf die Jahre 1945 bis 2019. Er stelle sich die Frage, was passiert wäre, wenn die Justizbehörden schon 2010 die erste Untersuchung angefordert hätten, so der Sprecher. Denn die Kirche hätte dann nicht so „kreativ“ mit ihrem Giftschrank umgehen können.
Ein früheres Gutachten war bereits 2010 von WSW erstellt worden. Dessen Inhalt war im Dezember desselben Jahres präsentiert, aber nicht in Gänze veröffentlicht worden. Der Giftschrank war laut Staatsanwaltschaft 2011 vom damaligen Generalvikar aufgelöst, und die Dokumente waren den jeweiligen Personalakten zugeordnet worden.
Nachdem die strafrechtlichen Dinge nun geklärt seien, wolle er nach vorne schauen, so Kick. Es gehe darum, etwas für die Betroffenen zu tun, denn täglich meldeten sich bei ihm weitere, die Hilfe benötigten. Er plädierte für eine Dunkelfeldstudie, die der Freistaat Bayern oder die Bundesregierung in Auftrag geben solle. Denn dann würden die Dimensionen erst wirklich bewusst. Dabei gelte es nicht nur auf die Kirche zu schauen, sondern auch auf Vereine und Institutionen, die in der Kinder- und Jugendarbeit tätig seien.