Streit um Kiewer Höhlenkloster geht weiter

Ukrainische Behörden haben laut Regierungsangaben am Dienstag Teile des berühmten Kiewer Höhlenklosters für eine Kontrolle abgeriegelt.

Ukrainische Behörden haben laut Regierungsangaben am Dienstag Teile des berühmten Kiewer Höhlenklosters für eine Kontrolle abgeriegelt. In dem von der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) genutzten Klosterkomplex prüfe eine Kommission den Zustand von “Museumsexponaten”, teilte das Kulturministerium mit. Deshalb sei der Zugang zu manchen Höhlen, in denen sich Reliquien von Heiligen befinden, geschlossen.

Die Kirche kritisierte die Schließung der Höhlen und sprach von einer “beispiellosen Einschränkung der Rechte von Gläubigen”, die in dem Heiligtum beten wollten. Das Höhlenkloster aus dem 11. Jahrhundert gilt als die Wiege der ostslawischen Orthodoxie. Es gehört dem Staat, der es 1988 der UOK überließ. Auf dem Areal gibt es laut früheren Angaben des Ministeriums rund 800 Museumsexponate.

Mönche weigern sich, das Kloster zu räumen

Vor zehn Tagen kündigte die zuständige Behörde den Nutzungsvertrag der Kirche für die sogenannte Untere Lawra zum 29. März. Die Mönche hätten gegen Vertragsbestimmungen verstoßen, indem sie etwa ohne Genehmigung Gebäude auf dem Gelände errichtet hätten, hieß es zur Begründung. Die UOK weigert sich aber bislang, das Kloster zu räumen, in dem unter anderem die Kirchenleitung ihren Sitz hat.

Kirchenoberhaupt Metropolit Onufri ging am Montag überraschend mit rund zehn Bischöfen vor das Präsidialamt in Kiew und verlangte erfolglos ein Gespräch mit Staatschef Wolodymyr Selenskyj. Mitarbeiter der Präsidentenkanzlei boten an, das Schreiben der UOK-Leitung entgegenzunehmen und an Selenskyj weiterzuleiten. Das lehnte die Kirche jedoch ab.

In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und orthodoxen Ehrenoberhaupts Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Sie ging aus zwei Konfessionen hervor, die sich bereits vor mehr als 30 Jahren vom Moskauer Patriarchat getrennt hatten.

Vorwurf der Spionage für Russland

Selenskyj bezeichnete das strikte Vorgehen seiner Regierung gegen die UOK als “Bewegung zur Stärkung unserer spirituellen Unabhängigkeit”. Man werde nicht zulassen, dass Russland “irgendeine Gelegenheit bekommt, die Spiritualität unseres Volkes zu manipulieren, ukrainische Heiligtümer – unsere Lawras – zu zerstören oder aus ihnen irgendwelche Wertsachen zu stehlen”, sagte er kürzlich in einer Videobotschaft.

Seine Regierung beschuldigt die UOK seit Monaten, mit Moskau zu kollaborieren, was diese bestreitet. Im Mai 2022 hatte sich die Kirche vom Moskauer Patriarchat losgesagt und bekennt sich nun zum ukrainischen Patriotismus. Ukrainische Gerichte verurteilten allerdings mehrere Priester der UOK zu Haftstrafen, unter anderem wegen angeblicher Spionage für Russland.

Das Höhlenkloster ist ein Wahrzeichen Kiews und umfasst rund 140 Gebäude. Es trägt den Ehrentitel “Lawra”, wie insgesamt nur drei Abteien in der Ukraine und zwei weitere in Russland. Die Unesco nahm das Kloster 1990 in ihre Liste des Welterbes auf.

kna