Historikerin: Kirchen tragen derzeit nur bedingt zur Heilung bei

etroffenen von schweren Verbrechen wie Terroranschlägen oder Amokläufen können die Kirchen aus Sicht der Historikerin Petra Terhoeven derzeit nur eingeschränkt helfen.
Göttingen – Betroffenen von schweren Verbrechen wie Terroranschlägen oder Amokläufen können die Kirchen aus Sicht der Historikerin Petra Terhoeven derzeit nur eingeschränkt helfen. "Sie können ihre Rolle nur dann glaubwürdig ausfüllen, wenn sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen und mit den Opfern der Missbrauchsfälle in ihren eigenen Reihen angemessen umgehen", sagte Terhoeven in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Unter den Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der Kirche gebe es jedoch weiterhin "eine große Unzufriedenheit".

(Foto: Judith Lorenz)

etroffenen von schweren Verbrechen wie Terroranschlägen oder Amokläufen können die Kirchen aus Sicht der Historikerin Petra Terhoeven derzeit nur eingeschränkt helfen. „Sie können ihre Rolle nur dann glaubwürdig ausfüllen, wenn sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen und mit den Opfern der Missbrauchsfälle in ihren eigenen Reihen angemessen umgehen“, sagte Terhoeven in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Unter den Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der Kirche gebe es jedoch weiterhin „eine große Unzufriedenheit“.

Es brauche eine Aufarbeitung dieser Verbrechen, mahnte die Wissenschaftlerin. Erst dann könne Kirche wieder „ein wichtiger Akteur sein, wenn es darum geht, Wunden zu heilen, Menschen in ihrem Leid ernstzunehmen und zu trösten. Momentan sehe ich diese Möglichkeit nur bedingt.“

Tendenziell habe sich der Umgang mit Betroffenen schwerer Verbrechen in den vergangenen Jahrzehnten verbessert, fügte Terhoeven hinzu. „Es ist auf jeden Fall ein zivilisatorischer Fortschritt, dass es weniger Misstrauen gibt, dem Opfer über Jahrhunderte ausgesetzt waren.“ Zugleich fürchteten viele Betroffene weiterhin, nicht ernstgenommen zu werden, eine Stigmatisierung oder die Unterstellung, man wolle sich unrechtmäßige Vorteile erschleichen. „Daher kann man nur bedingt von einer Erfolgsgeschichte sprechen“, so die Expertin.

Schwierigkeiten gebe es insbesondere in den digitalen Welten. „Online wird Menschen, die Leid erfahren haben, bisweilen übel mitgespielt, und es ist viel schwieriger, sie zu schützen.“ Terhoeven verwies in diesem Zusammenhang auf „Gaffer“, die Unfälle filmen und entsprechendes Bildmaterial online stellen. Dagegen sei die Sensibilität für das Thema in Politik, Wissenschaft und auch bei den seriösen Medien gewachsen.

kna