Ein internationales Verbot autonomer Waffen fordert der Friedensethiker Elmar Nass.
Köln – Ein internationales Verbot autonomer Waffen fordert der Friedensethiker Elmar Nass. „Wenn die letzte Entscheidung zur Tötung bei einem Algorithmus liegt, senkt dies die Hemmschwelle zu solchen Tötungsakten“, sagte Nass der Kölnischen Rundschau (Freitag). In diesen Fällen drohe das Mitgefühl mit den potenziellen Opfern zu schwinden: “Töten erscheint wie in einer virtuellen Realität”, und das Leben der Opfer werde zum “Spielball von Algorithmen”.
Auch wenn sich Soldaten vielfach auf elektronische Informationen verlassen müssten, mache die fehlende menschliche Kontrolle den entscheidenden Unterschied, so der Wissenschaftler, der an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie christliche Sozialethik lehrt. “Voll autonome Waffen sollten geächtet werden, weil sie die Opfer und auch die Operatoren instrumentalisieren und so den Menschen einem Regiment der Algorithmen ausliefern.”
Für Systeme, die noch ein Eingreifen von Menschen erlauben, sollte es von der UN vorgegebene und standardisierte Schulungen zu Würde, Verantwortung und Tugenden geben. Nass: “Es muss bei allen Betroffenen ein Bewusstsein geschaffen werden, dass Tötung immer ein Übel ist, und sei es noch so gut begründet. Das hält die Hemmschwelle hoch.”
Zusätzlich stelle sich die Frage, wer am Ende verantwortlich für Kriegsverbrechen sei, die ein Algorithmus verursacht habe. Diesen Aspekt hatte auch der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck kürzlich im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) betont: “Die bisherige Friedensethik der Kirchen ist vor allem auf den Gewalteinsatz bei einer konventionellen Kriegsführung bezogen.” Bei sogenannten Cyberkriegen stellten sich “ganz neue Fragen”.