Missbrauch bei Fokolar-Bewegung: 61 Fälle dokumentiert

Insgesamt 61 Meldungen zu Missbrauchsfällen in ihren Reihen hat die Fokolar-Bewegung nach eigenen Angaben weltweit seit 2014 dokumentiert.
Insgesamt 61 Meldungen zu Missbrauchsfällen in ihren Reihen hat die Fokolar-Bewegung nach eigenen Angaben weltweit seit 2014 dokumentiert.

–Foto: pixabay

Insgesamt 61 Meldungen zu Missbrauchsfällen in ihren Reihen hat die Fokolar-Bewegung nach eigenen Angaben weltweit seit 2014 dokumentiert. Dabei handelt es sich bei den Betroffenen in 42 Fällen um Minderjährige, in 17 Fällen um schutzbedürftige Erwachsene, etwa Menschen mit Behinderung, wie aus einem am Freitag in Rom veröffentlichten Rechenschaftsbericht der Laienbewegung hervorgeht. Zwei Meldungen behandelten daneben den Besitz von Kinderpornografie.

Für den Bericht wurden den Angaben zufolge Daten von 2014 bis zum Dezember 2022 ausgewertet, wobei in dieser Zeit auch Fälle erfasst worden sein, deren Tatzeit deutlich weiter zurückreiche. Demnach konnten 66 Täter ermittelt werden, davon 53 Laien, vier Geistliche, vier Kinder sowie vier Personen, die zwar nicht der Bewegung angehörten, die Tat jedoch im Rahmen einer Fokolar-Aktion begangen hatten. In 63 Fällen seien es Männer gewesen, lediglich in drei Frauen. Die meisten Taten hätten sich in Europa abgespielt (39), danach absteigend in Amerika (15), Afrika (4) sowie Asien und Ozeanien (3).

In 20 Fällen wurden die Täter laut Bericht aus der Gemeinschaft ausgewiesen, neun müssten sich Strafen unterziehen. Wiederum neun Fälle seien an die Strafverfolgung weitergegeben worden. Derzeit seien 19 Verfahren noch anhängig sowie 12 geschlossen, weil kein ausreichender Verdacht vorliege, bzw. in einem Fall die beschuldigte Person bereits verstorben sei.

Als Gegenmaßnahmen wurden laut Bericht in den vergangenen Jahren verstärkt Präventionskurse angeboten, die sich insbesondere an die richten, die mit Schulung und Begleitung von Minderjährigen betraut sind. Zudem wird ab dem 1. Mai eine Unabhängige Zentralkommission ihre Arbeit aufnehmen, das sich ausschließlich mit der Bearbeitung von Meldungen und Hinweisen befassen soll, wie es hieß.

In einem Begleitbrief zum Report baten die Präsidentin der Bewegung, Margaret Karram, und Co-Präsident Jesus Moran Cepedano den Betroffenen erneut um Verzeihung. „Es gibt keine Worte, um den Schmerz und die Scham auszudrücken, die wir weiterhin über diese Vorfälle empfinden.“ Gleichzeitig dankten beide den Betroffenen und ihren Familien für die Unterstützung und Hilfe bei der Aufarbeitung.

Die Fokolar-Bewegung wurde 1943 von der italienischen Volksschullehrerin Chiara Lubich (1920-2008) aus Trient gegründet. Der Name rührt von einem örtlichen Wort für Herdfeuer, in Anlehnung an die Wärme und Geborgenheit von Flammen und der sich darum sammelnden Familie. Mittlerweile ist sie in mehr als 180 Ländern der Welt vertreten und zählt rund 140.000 Mitglieder. Mehr als zwei Millionen Menschen fühlen sich in der Bewegung geistlich beheimatet. Auf ihrer Website bezeichnen sich die Fokolare als „optimistische Realisten“ mit christlichem Antrieb zu handeln.

  • Der vollständige Bericht auf Englisch ist abrufbar über die Website der Fokolar-Bewegung: https://www.focolare.org/en/2023/03/31/italiano-verso-una-cultura-della-tutela-integrale-della-persona/ Eine deutsche Übersetzung soll ab dem 7. April auf der Website der Fokolar-Bewegung in Deutschland vorliegen.