Kinder und Jugendliche brauchen nach Worten des Psychotherapeuten Kurt Brylla frühzeitig Unterstützung bei familiären Sorgen.
Osnabrück – Kinder und Jugendliche brauchen nach Worten des Psychotherapeuten Kurt Brylla frühzeitig Unterstützung bei familiären Sorgen. Hilfe sei nicht erst dann gefragt, wenn ein junger Mensch psychisch erkranke, mahnte Brylla im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er äußerte sich zur „Woche für das Leben“, die am 22. April in Osnabrück eröffnet wird. Die Aktionswoche der beiden großen Kirchen steht unter dem Motto „Generation Z(ukunft). Sinnsuche zwischen Angst und Perspektive“.
Es sei wichtig, diese Themen aus der Grauzone herauszuholen, mahnte der Experte. „Zum Beispiel der Umgang mit psychischen Erkrankungen von Eltern ist lange bagatellisiert worden – dabei stellen Kinder und Jugendliche natürlich Fragen wie: ‚warum ist Mama immer so traurig?‘.“ Er habe den Eindruck, „dass wir uns zu stark mit äußeren Einflüssen beschäftigen und dass darüber die leisen Probleme von Kindern eher verdrängt werden“. So werde viel über die Folgen der Corona-Zeit gesprochen, und tatsächlich werde „ein Teil dieser Verunsicherung“ erst im Nachhinein offensichtlich.
Zugleich betonte Brylla, der auch als Diakon tätig ist, nicht jede Krise bei jungen Menschen dürfe pathologisiert werden. „Beispielsweise die Adoleszenz, also die Pubertät, ist gewissermaßen eine natürliche Lebenskrise. Darauf reagieren Menschen unterschiedlich: Manche hauen auf den Putz, andere ziehen sich zurück.“
Im Zusammenhang mit Sinnsuche seien die Kirchen auch weiterhin gefragt, fügte der Seelsorger hinzu. So bekämen Kinder und Jugendliche durchaus mit, „wie die Gesellschaft häufig mit Werten umgeht, etwa in Fällen von Korruption. Daher braucht es Institutionen, die dem etwas entgegensetzen.“ Auch sei etwa die Nächstenliebe nichts Exklusives, „das nur Heilige leisten können. Das Ziel ist, aufeinander achtzugeben und zu sagen: Das Leben der anderen ist mir nicht gleichgültig.“