Ein Besuch von Erzbischof Georg Gänswein im oberbayerischen Marienwallfahrtsort Altötting ist am Samstagabend von Protesten begleitet worden.
Altötting – Ein Besuch von Erzbischof Georg Gänswein im oberbayerischen Marienwallfahrtsort Altötting ist am Samstagabend von Protesten begleitet worden. Der langjährige Vertraute des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. stellte mit Verleger Manuel Herder im voll besetzten großen Saal des Kongress-Forums sein neues Buch „Nichts als die Wahrheit“ vor. Vor der Tür hatte sich eine Gruppe von etwa 20 Personen der „Initiative Sauerteig“ aus Garching an der Alz und von „Wir sind Kirche“ postiert.
Missbrauch spielt bei Veranstaltung mit Gänswein keine Rolle
Nach einem Bericht des Passauer Bistumsblatts machten die Demonstranten auf Bannern und Handzetteln darauf aufmerksam, dass aus ihrer Sicht „Joseph Ratzingers Wissen um den Missbrauch auch zur Wahrheit gehört“. Zu einer direkten Begegnung mit Gänswein kam es demnach nicht. Das Thema spielte bei der Veranstaltung keine Rolle, auch nicht das seiner künftigen Tätigkeit.
Gänswein habe das Publikum „gut gelaunt und leutselig“ mit Anekdoten aus dem Vatikan unterhalten, heißt es in dem Bericht. Anschließend habe er viele Wünsche einer Signierung seines Buches und schneller gemeinsamer Fotos erfüllt.
Verhandlung am Landgericht
Die „Initiative Sauerteig“ entstand in Garching im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchstaten durch einen bereits einschlägig vorbestraften Pfarrer. Die Initiative fordert „Entschädigungen, die dem wahren Ausmaß des Schadens gerecht werden“. Sie unterstützt unter anderem die Zivilklage eines mutmaßlichen Missbrauchsopfers.
Der Mann verlangt vom Erzbistum München und Freising, dem als Täter beschuldigten Priester und mehreren früheren Münchner Erzbischöfen Schadensersatz. Zu den Beklagten zählt auch der inzwischen verstorbene Joseph Ratzinger. Eine mündliche Verhandlung vor dem Landgericht Traunstein soll am 20. Juni beginnen. Im Falle von Ratzinger geht die Klage auf seine gesetzlichen Erben über, die noch nicht ermittelt sind. Das Erzbistum München und Freising hat bereits signalisiert, dass es zu einer angemessenen Entschädigung bereit ist.