Eckiger Tisch: Zollitsch hat das Recht gebeugt

Der Sprecher des Eckigen Tisches, Matthias Katsch, wirft dem früheren Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch schwere Vergehen im Umgang mit Missbrauch vor.
Berlin/Freiburg – Der Sprecher des Eckigen Tisches, Matthias Katsch, wirft dem früheren Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch schwere Vergehen im Umgang mit Missbrauch vor. Mit hoher krimineller Energie habe er über Jahrzehnte Verbrechen seiner Priester an Hunderten Kindern und Jugendlichen vertuscht und vor der Justiz verborgen gehalten, sagte Katsch am Dienstag auf Anfrage. "Er habe das Recht gebeugt, das weltliche und das kirchliche. Er hat gelogen. Aber er wird dafür nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können. Ein Schwarzer Tag für den Rechtsstaat", so Katsch.

Matthias Katsch –Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Maischberger – 2018-09-26-8479, CC BY-SA 4.0

Der Sprecher des Eckigen Tisches, Matthias Katsch, wirft dem früheren Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch schwere Vergehen im Umgang mit Missbrauch vor. Mit hoher krimineller Energie habe er über Jahrzehnte Verbrechen seiner Priester an Hunderten Kindern und Jugendlichen vertuscht und vor der Justiz verborgen gehalten, sagte Katsch am Dienstag auf Anfrage. „Er habe das Recht gebeugt, das weltliche und das kirchliche. Er hat gelogen. Aber er wird dafür nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können. Ein Schwarzer Tag für den Rechtsstaat“, so Katsch.

Am Dienstag war eine Studie aus dem Erzbistum Freiburg vorgestellt worden. Dafür hatten unabhängige Fachleute, darunter Juristen und Kriminologen, beispielhaft 24 entsprechende Fälle von 1945 bis in die Gegenwart untersucht. Die Gutachter werfen vor allem Zollitsch, von 2008 bis 2014 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, schweres Versagen und gravierende Rechtsverstöße im Umgang mit Missbrauch vor. Das Erzbistum Freiburg, mit rund 1,8 Millionen Katholiken eines der größten in Deutschland, leitete er von 2003 bis 2014. Zuvor war er seit 1983 Personalreferent.

Das Gutachten lege eine Mitverantwortung von Vertuschern und Täterschützern an der Spitze des Bistums schonungslos offen, so Katsch weiter. Zollitsch sei der erste deutsche Bischof gewesen, der sich im Februar 2010 bei den Opfern entschuldigt habe. „Heute wissen wir: Er tat dies nicht stellvertretend, er war selbst schuldig“, so Katsch. Seine selbstgerechte Empörung über die Mahnung der damaligen Bundesjustizministerin, auch die Kirche müsse sich an Recht und Gesetz halten, sei heute entlarvt worden.

Zugleich betonte Katsch, aus Sicht von Betroffenen komme die konkrete Aufklärung von Verbrechen zu kurz. Die Kommission habe keinerlei Befugnisse gehabt, um einzelne Fälle aufzuklären und öffentlich zu machen. Man habe sich am Ende auch nicht getraut, sich mit einer Veröffentlichung der Namen von Tätern und Beschuldigten über äußerungsrechtliche Bedenken hinwegzusetzen. Katsch erneuerte seine Forderung nach einer staatlichen Untersuchung. Der Verein Eckiger Tisch versteht sich als Interessenvertretung von Betroffenen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen, vor allem im Kontext der katholischen Kirche.

kna