Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller zeigt sich schockiert vom Verhalten des früheren Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch.
Berlin/Münster – Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller zeigt sich schockiert vom Verhalten des früheren Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch. Erschreckend sei „die völlige Ignoranz von Zollitsch, der als einer der dienstältesten Personalchefs schlimmste Missbrauchsfälle gedeckt und Täter geschützt hat“, sagte Schüller dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch) nach der Vorstellung des Missbrauchsberichts im Erzbistum Freiburg.
Schüller: Beschämend, wie wie Zollitsch Missbrauchstäter gedeckt habe
Es sei beschämend zu sehen, wie Zollitsch Missbrauchstäter gedeckt habe, „aber das Kirchenrecht mit aller Härte bei einvernehmliche Beziehungen mit erwachsenen Frauen gegen die Priester angewendet hat“. Solche „Herzenskälte“ habe ihn schockiert, so Schüller.
Der Kirchenrechtler verwies auch auf die Biografie des emeritierten Erzbischofs. Zollitsch (84) musste gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Teil der deutschstämmigen Minderheit im ehemaligen Jugoslawien schwerste Gewalt miterleben. Es sei auch vor diesem Hintergrund erbärmlich, so Schüller, dass er später sexualisierte Gewalt derart heruntergespielt habe.
Entlassung aus dem Klerikerstand sei dagegen nicht wahrscheinlich
Das Handeln von Zollitschs Nachfolger als Erzbischof, Stephan Burger, lobte Schüller dagegen: „Dass Burger seinen Vorgänger konsequent in Rom anzeigt, hat eine neue Qualität.“ Es handele sich um einen Fall, „in dem der Vatikan Zollitsch bischöfliche Rechte entziehen könnte“ Unklar sei aber, ob Rom das eigene Kirchenrecht auch anwende.
Angesichts langer und schwerwiegende Missachtung des Kirchenrechts, so Schüller weiter, könne er sich vorstellen, dass Rom Zollitsch die öffentliche Ausübung seiner Rechte aus der Bischofsweihe untersagt. Allerdings hätte das nur symbolische Wirkung. Auch könne der Vatikan dem emeritierten Erzbischof öffentliche Auftritte verbieten. Eine Entlassung aus dem Klerikerstand sei dagegen nicht wahrscheinlich.