Laien erhalten erstmals Stimmrecht bei Bischofssynoden

Bei weltweiten Synoden im Vatikan können künftig auch Frauen und Männer gleichberechtigt mitberaten und abstimmen, die keine Kleriker oder Ordensleute sind.
Laien erhalten erstmals Stimmrecht bei Bischofssynoden

Der Petersdom im Vatikan (Foto: Carlo Armanni/Pixabay)

Bei weltweiten Synoden im Vatikan können künftig auch Frauen und Männer gleichberechtigt mitberaten und abstimmen, die keine Kleriker oder Ordensleute sind. Das teilten die für die aktuelle Weltsynode zuständigen Kardinäle Mario Grech und Jean-Claude Hollerich am Mittwoch im Vatikan mit. Bislang hatten bei den regelmäßigen Versammlungen in Rom nur Bischöfe sowie das Führungspersonal von Ordensgemeinschaften Stimmrecht. Katholische Laien konnten lediglich als Berater (Auditoren) hinzugezogen werden.

Künftig können bis zu 80 Nichtbischöfe an den Weltbischofssynoden teilnehmen, davon fünf Ordensfrauen und fünf Ordensmänner. Unter den übrigen 70 Nichtbischöfen sollen künftig mindestens die Hälfte Frauen sein. Hollerich und Grech betonten bei der Vorstellung der Änderungen, dass die Bischofssynode trotz dieser Neuerungen im kirchenrechtlichen Sinne eine Bischofssynode bleibe.

Kommende Versammlungen zum Thema Synodalität

Die Weltbischofssynode ist das Organ, in dem das weltweite Bischofskollegium den Papst verbindlich berät. Es wurde 1965 von Papst Paul VI. geschaffen. Die Versammlungen können mit Zweidrittelmehrheit Beschlüsse fassen, die der Papst in einem sogenannten nachsynodalen Schreiben als verbindliche Kirchenlehre übernehmen kann, aber nicht übernehmen muss.

Bei den für Oktober 2023 und 2024 angesetzten Versammlungen der Bischöfe soll es um das Thema Synodalität gehen. Papst Franziskus hat wiederholt deutlich gemacht, dass er künftig die gesamte Kirche, also auch ungeweihte Katholikinnen und Katholiken, an Beratungen und Entscheidungen der Synoden beteiligen will.

In den Ostkirchen und in vielen protestantischen Kirchen haben Synoden seit Jahrhunderten das Entscheidungsrecht bei Wahlen und in kirchlichen Grundsatzfragen. Die katholische Kirche sucht seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965) nach Wegen, die Alleinherrschaft des Papstes durch kollegiale und synodale Beratungsgremien zu ergänzen.

Papst war „sofort begeistert“

Kardinal Jean-Claude Hollerich, der Leiter der Antragskommission, die die Änderung auf den Weg gebracht hat, sagte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur, Papst Franziskus sei davon „sofort begeistert“ gewesen und habe die Initiative unterstützt. Die Zahl von 80 Nicht-Bischöfen ergebe sich aus den bereits zehn vorgesehenen Ordensleuten und der Kapazität des Synodensaals, so der Luxemburger, der als vorgesehener „Generalrelator“ eine zentrale Rolle für die Formulierung der Synoden-Ergebnisse spielen wird.

Auf die Frage, ob sich das Synodenklima durch die veränderte Stimmregelung verändern wird, sagte Hollerich: „Ich glaube ja. Es wird sich vor allem durch den Prozess und das Miteinandersprechen im Heiligen Geiste verändern. Da lässt man nicht einfach nur Meinungen aufeinander treffen, sondern schaut zusammen: Was möchte Gott von der Kirche heute?“ Zugleich betonte er, die Änderung stehe auf der Grundlage von „Lumen gentium“, dem zentralen Text des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) über die Kirche.

kna