Expertin: Ursachen für Gewalt bei Kindern sind vielfältig

Rund 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die gewalttätig werden, haben nach Angaben der Kinder- und Jugendpsychiaterin Sibylle M. Winter zu Hause körperliche Übergriffe erlebt.
Rund 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die gewalttätig werden, haben nach Angaben der Kinder- und Jugendpsychiaterin Sibylle M. Winter zu Hause körperliche Übergriffe erlebt.

–Symboldbild: adriannesquick/Pixabay

Rund 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die gewalttätig werden, haben nach Angaben einer Expertin zu Hause körperliche Übergriffe erlebt. Für die gute Entwicklung eines Kindes sei die Abwesenheit von Gewalt und Vernachlässigung eine wichtige Voraussetzung, sagte die Berliner Kinder- und Jugendpsychiaterin Sibylle M. Winter im Interview der „Welt am Sonntag“. Sie betonte zugleich, dass nicht jedes Kind, das Gewalt erlebt habe, selbst körperlich aggressiv werde.

Gewalt bei Kindern ein Versuch, erfahrene Ohnmacht in Machtposition zu verwandeln

Wenn so etwas passiere, spielten viele unterschiedliche Faktoren zusammen. Denkbar seien etwa auch Störungen des Sozialverhaltens, Impulskontrollstörungen oder depressive Erkrankungen. Mögliche andere Gründe seien Unter- oder Überforderung in der Schule sowie Mobbingerfahrungen, „die dazu führen können, die erfahrene Ohnmacht in eine Machtposition zu verwandeln“. Hinzu kämen genetische Ausstattungen, sagte die Vize-Klinikdirektorin der Berliner Charite.

Sie rät dazu, dass Maßnahmen ergriffen werden sollten, wenn aggressives Verhalten schon im Kita-Alter auftrete. „Kleinkinder brauchen das Signal, dass es nicht in Ordnung ist, anderen Kindern wehzutun.“ Mädchen und Jungen müssten früh lernen, „dass Aggression keine akzeptierte Strategie der Konfliktlösung in unserer Gesellschaft darstellt“.

Winter empfiehlt Familienberatung oder Psychotherapie bei anhaltendem aggressiven Verhalten

Sollte über einen längeren Zeitraum aggressives Verhalten bei einem Kind anhalten, sei eine Familienberatung oder Psychotherapie zu empfehlen, erklärte Winter. „Das bringt dann nämlich auch Mutter oder Vater zu der Kernfrage, warum es ihnen so schwerfällt, dem eigenen Kind auf positive Weise Grenzen zu setzen.“

kna