Jüdischer Druck kehrt nach fast 500 Jahren nach Augsburg zurück

Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben hat einen Druck des frühneuzeitlichen hebräischen und jiddischen Buchdruckers Chaim ben David Schwarz erhalten.
Jüdischer Druck kehrt nach fast 500 Jahren nach Augsburg zurück

Foto: Ilya Kotov/JMAS

Bedeutsamer Neuzugang für das Jüdische Museum Augsburg Schwaben: Das Haus hat einen Druck des frühneuzeitlichen hebräischen und jiddischen Buchdruckers Chaim ben David Schwarz erhalten. Dieses Werk ist nun nach fast einem halben Jahrtausend nach Augsburg zurückgekehrt, wie das Museum am Freitag mitteilte. Das Haus habe es dank einer privaten Spende in Israel erwerben können.

Eigentlich gab es zwischen der Vertreibung der Juden 1438 und dem Beginn der Wiederansiedlung ab 1803 kein jüdisches Leben in Augsburg, wie es hieß. „Dass es Chaim Schwarz gelungen ist, sich zumindest für einige Zeit in Augsburg aufzuhalten und einige der wichtigsten frühneuzeitlichen hebräischen und jiddischen Drucke in unserer Stadt zu drucken, ist fast ein Wunder“, sagte Museumsdirektorin Carmen Reichert.

Dieses Wunder lasse sich mit der Geschichte Augsburgs als Reformationsstadt erklären, ergänzte die Direktorin: „Während der Reformation kehrte man zu den biblischen Texten in den Originalsprachen, also Hebräisch und Griechisch, zurück. Daher brauchte man hebräische Drucklettern und einen Drucker, der damit umgehen konnte.“

Chaim Schwarz stammte laut Mitteilung aus Prag, einem damaligen Zentrum hebräischen Buchdrucks. Er muss demnach um 1533 in Augsburg angekommen sein und hielt sich etwa bis 1544 dort auf. In Augsburg seien einige der wichtigsten hebräischen und jiddischen Buchdrucke seiner Zeit entstanden: unter anderem die Sammlungen Melokhim-Buch und Shmuel-Buch, zwei der ältesten gedruckten jiddischen Erzählungen, außerdem hebräische Gebetbücher – und eben der nun nach Augsburg zurückgekehrte „Arba’a Turim“.

„Arba’a Turim“ heißt den Angaben zufolge „vier Säulen“ und kommentiert vier Themengebiete: jüdische Feiertage und Gebete, die jüdischen Speisegesetze, jüdisches Eherecht sowie jüdisches Zivil- und Kriminalrecht.

„Abgesehen von dem religiösen Meilenstein, den das Buch bedeutet – es war eine wichtige Grundlage der später entstandenen und bis heute maßgeblichen Gesetzessammlung Schulchan aruch -, ist es auch ein großartiges Dokument Augsburger Geschichte: Aus Chaim Schwarz Druckpresse stammen die ersten im heutigen Deutschland bekannten hebräischen Drucke“, so das Museum. Das Buch solle nun Teil der geplanten neuen Dauerausstellung werden.

kna