In der Debatte um Leiharbeit in Medizin und Pflege wenden sich Zeitarbeitsfirmen gegen ein Verbot.
Berlin – In der Debatte um Leiharbeit in Medizin und Pflege wenden sich Zeitarbeitsfirmen gegen ein Verbot. Sie betonen gleichzeitig, dass Leiharbeit auch in Zukunft ein Nischen-Modell bleiben müsse und nur als „Feuerlöscher“ dienen solle. „Ein Verbot von Leiharbeit wird das Problem nicht lösen“, heißt es in einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Erklärung der Unternehmen doctari group, Locum Doctors und Hire-a-Doctor Group.
Zeitarbeit im medizinischen Bereich, insbesondere im Bereich Pflege, sorgt derzeit für viele Diskussionen. Union und Deutsche Krankenhausgesellschaft hatten zuletzt eine gesetzliche Beschränkung oder sogar ein Verbot der Leiharbeit gefordert. Begründung: Der zunehmende Einsatz von Zeitarbeitskräften in Krankenhäusern und Alteneinrichtungen treibe die Kosten nach oben und sorge beim Personal für Spaltungstendenzen, weil Leiharbeitskräfte deutlich mehr verdienten und nur zu von ihnen gewünschten Zeiten eingesetzt würden.
Die Leiharbeitsfirmen betonen hingegen, das Zeitarbeit bei akuten personellen Engpässen helfe und dazu beitrage, die Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Mit Leiharbeitskräften könnten etwa kurzfristige Ausfälle durch Krankheit oder Urlaub überbrückt werden. Weiterhin trage Zeitarbeit dazu bei, Fachkräfte im Beruf zu halten: Individuell angepasste Arbeitsmodelle könnten verhindern, dass Pflegekräfte ihren Beruf aufgeben, wenn sie etwa zusätzlich Angehörige pflegen müssten.
Die Leiharbeitsfirmen kritisieren zugleich, häufig werde der Eindruck erweckt, als habe Zeitarbeit ein großes Ausmaß. „Gerade einmal etwa zwei Prozent aller Pflegekräfte sind als Leiharbeiter angestellt“, heißt es. „Die Annahme, ein Verbot der Leiharbeit würde die Probleme einer ganzen Branche lösen, ist utopisch.“
Die Unternehmen betonen zugleich, dass Zeitarbeit für viele gar nicht geeignet sei. „Zeitarbeit erfordert eine überdurchschnittlich hohe Eigenmotivation und Flexibilität, denn Zeitarbeiter und Zeitarbeiterinnen sind für ihren Einsatz häufig mehrere hundert Kilometer unterwegs und können teilweise wochenlang nicht im eigenen Bett schlafen.“
Zeitarbeit dürfe keinesfalls überhandnehmen, heißt es in der Erklärung: „Leiharbeiter sollen festangestellte Teams unterstützen und ihnen unter die Arme greifen. Dabei versteht es sich von selbst, dass es nicht gesund sein kann, wenn die Hälfte des Teams allein aus Leiharbeitern besteht.“ Zeitarbeit könne feste Strukturen nicht ersetzen.